Mittel- und Südamerika verzaubern uns

Blog: Mandi / Fotos: Caroline • 24. Juli 2025
Am 15. Februar 2025 flogen wir vom Hato Flughafen auf Curaçao nach Guatemala Ciudad. Alles hatte bestens geklappt. Die neuen Eigner waren überglücklich, nach sechs Jahren endlich ihr Traumschiff gefunden zu haben und unser Broker gestand uns beim abschliessenden Lunch, dass dies sein absoluter Rekordverkauf gewesen sei. Er habe noch nie ein Schiff in drei Wochen verkauft. Wir hatten richtig Freude, dass alle drei Parteien zufrieden waren.
Nun landeten wir also in Guatemala City bei Dunkelheit und wurden von einem Taxifahrer des Hotels abgeholt. Das Abenteuer «Overland in South America» hatte begonnen. Wir verbrachten ein paar entspannte Tage in der Stadt, besuchten Museen und bestaunten die modernen Shopping Zentren. Die Menschen waren hilfsbereit und freundlich, nur Englisch konnte praktisch niemand. Wir würden nicht darum herum kommen, etwas Spanisch lernen zu müssen. Caroline fand die App von Duo Lingo auf dem Iphone, und wir begannen, täglich eine Spanisch-Lektion zu machen. Let’s see, was daraus wird. 
Unser erster Stop war Antigua, eine der bekanntesten Attraktionen Guatemalas. Wir tauchten ein in die Mayakultur, genossen die bunten Bilder, die uns die Menschen boten. Die Kleider der Einheimischen waren richtig farbig, mit tollen Mustern in den Stoffen. Wir konnten uns kaum sattsehen. Die Stadt bot viel Kultur, wir begannen uns wohl zu fühlen in Guatemala. Die Menschen entpuppten sich als extrem hilfsbereit und sehr freundlich. Wir bestiegen den Vulkan Pacaya, von dem wir eine phenomenale Aussicht auf den fast 4000 m hohen Acatenango hatten. Unsere Kondition war dermassen lausig, dass wir nicht am entferntesten dararan dachten, einen weiteren Vulkan zu besteigen. Die monatelange Seglerei war nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Einige Tage später – nach notabene tausend Kurven, ewigem auf und ab – erreichten wir den Atitlan See, ein Not-to-be-missed Naturwunder umsäumt von hohen Vulkanen. Der See leuchtete je nach Tageszeit in intensiven Blautönen. Die Dörfer entlang des Sees können mit Fähren angelaufen werden. Wer Zeit und die nötige Geduld aufbringt, kann sich auch mit einem der zahlreichen Tuk Tuks umhertuckeln lassen. Wir richteten uns in einem hübschen Familienhotel für ein paar Tage ein. Ein Besuch der umliegenden Dörfer und Bummel durch die zahlreichen Märkte liessen die Tage vorbeifliegen. Jeweils an Donnerstagen und Sonntagen fand in Chichicastenango der «Chichi Market» statt. Den mussten wir natürlich sehen und besuchten ihn am Donnerstag. Dieser Markt stellte alles bisher Gesehene in den Schatten. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Ein unbeschreibliches Verkehrschaos, ein farbenprächtiges Treiben von unzähligen Ständen in den Strassen. Die Geräusche, die Farben, das Lachen der Menschen, die Gerüche – alle Sinne wurden angesprochen. Und wir mitten drin. Wir konnten uns fast nicht sattsehen und hätten am liebsten einfach alles gekauft, was uns gefiel. Aber, wir waren mit unseren Rolltaschen unterwegs und hatten kein Schiff mehr, also mussten wir Zurückhaltung üben. 
Auf der langen Strecke nach Coban besprachen wir die folgenden zwei Wochen und fassten den Entschluss, nach Besichtigung von Tikal einen «Splurge» in Form eines Helikopterflugs nach El Mirador, zur «versunkenen» und vermutlich sagenumwobensten Mayastadt im Dschungel zu machen. Wir lancierten eine Email an ein entsprechendes Heliunternehmen. 
Die bekannteste und touristisch besterschlossene Mayastadt in Guatemala ist natürlich Tikal. Caroline, Operation Manager und Reiseleitung in Personalunion, hatte uns in der «Jungle Lodge» mitten im Dschungel und einen Steinwurf der Pyramiden von Tikal entfernt, ein Bungalow für drei Nächte organisiert. Am Tor der Einfahrt zum historischen Gelände lernten wir Josue Castillo, unseren Führer der nächsten zwei Expeditionen kennen. Wir vereinbarten Zeit und Ort des Treffens für den nächsten Tag, kauften unsere Tickets am Schalter und fuhren die letzten Kilometer zur Lodge. Das erste Mal seit langem schliefen wir wieder im Dschungel. Die Geräusche waren faszinierend. Wir glaubten, sogar einen Jaguar gehört zu haben. Am meisten Lärm aber veranstalteten die Howling Monkeys, von denen es um uns herum nur so wimmelte. Herrlich!
Die besterhaltenen «Ruinen» von Tikal hauten uns um. Josue erzählte uns dazu die Geschichte, und wir wanderten fasziniert durch den Dschungel von Tempel zu Tempel. Am Abend stand der Sonnenuntergang auf der höchsten Pyramide auf den Programm. Es ist schon mystisch, wenn man in kompletter Ruhe an diesem Ort dem Versinken der Sonne am Horizont zuschaut und einem die Bilder der lebendigen Mayastadt durch den Kopf gehen. Die Energie ist unbeschreiblich!
Am nächsten Tag stöberten wir noch einmal allein durch die Anlage und entdeckten das eine oder andere faszinierende Detail, das wir am Vortag übersehen hatten.
Zwischen Flores und Tikal richteten wir uns in der Maya Lodge am See ein und besuchten an einem der folgenden Tage Yax-Ha nicht weit der Grenze von Belize. Weil sich dort ein kleiner «Grenzverkehr» abspielt, mussten wir vor der Besichtigung die entsprechenden Grenzdokumente ausfüllen und konnten erst danach unser Boot besteigen. Die Anlage ist vom Massentourismus verschont, und wir konnten in Ruhe mit unserem Führer die schönsten Tempel besichtigen. Durchaus ein Besuch wert, wenn auch die Anfahrt etwas umständlich ist.
In der Zwischenzeit hatte Josue Costillo mit einem befreundeten Helikopterunternehmer Kontakt gehabt und dem Abenteuer «El Mirador» stand nichts mehr im Wege. Am 15. April 2025 war es soweit und ein moderner Heli mit Pilot, Josue und uns hob ab in Richtung El Mirador nahe der mexikanischen Grenze mitten im Dschungel. Wir flogen gute 35 Minuten über die Wildnis bis der Pilot eine Waldlichtung ansteuerte, die man von blossem Auge kaum erkennen konnte. Sanft setzte er das Fluggerät auf den Boden und meldete über die Bordfunkanlage «welcome to El Mirador, you have a bit more than four hours to visit the site. Enjoy it». Der archäologische Leiter hatte uns bereits erwartet und nahm uns in Empfang. Zusammen mit seinem einheimischen Grabungsleiter machten wir uns nach Besichtigung des Camps auf den Weg durch den heissen und stickigen Dschungel zu den einzelnen Grabungsstätten. Während der Wanderung erzählte uns der Leiter die Geschichte von El Mirador, und wir tauchten ein in die mystische Welt der Mayas. Wir konnten richtig fühlen und hatten die Bilder vor Augen, wie es damals gewesen sein muss. Erst rund fünf Prozent der ganzen Stadt ist ausgegraben. In den 1920-er Jahren wurde die Stadt von Archäologen wiederentdeckt und erst seit den 1970-er Jahren intensiver erforscht. Aus Geldmangel und wegen der schweren Zugänglichkeit kommen die Grabungen kaum voran. El Mirador ist eine der grössten Maya Städte und hatte ihre Blütezeit zwischen 300 v.Chr. und 150 n.Chr. Sie gilt als Schlüsselort zum Verständnis der Mayakultur und besitzt mit La Danta die nach Volumen grösste Pyramide der Welt. Eigentlich können wir nicht beschreiben, welche Gefühle wir an diesem Ort hatten. Auf der Enterprise würde Spock bescheiden sagen: «Faszinierend!». Gegen Mittag erreichten wir La Danta und kletterten schweisstriefend die Stufen bis zur Spitze hoch. Ein Traum von uns ging in Erfüllung. Wir Fünf waren ganz alleine und genossen die Ruhe und die Eindrücke. Wir verspeisten unsere Lunchpakete und teilten die Früchte und Sandwiches auf. Der archäologische Leiter erzählte Geschichten aus der Maya Zeit. Wir liessen die Bilder durch unsere Köpfe gehen und hörten ihm völlig «verloren in Raum und Zeit» zu. Punktgenau nach vier Stunden waren wir zurück im Camp und nach einer kalten Cola flogen wir mit dem Heli zurück nach Flores. Das einzigartige Erlebnis hallt bis heute nach. 

Noch ein paar Tage in Flores mit Ausflügen auf dem See, und wir waren wieder im Flugzeug nach Cancun in Yucatan, Mexico. Nur kurz blieben wir in diesem Touristenort, übernahmen wieder einen Wagen und zogen ganz in den Norden an den hübschen Küstenort El Cuyo. Kaum Touristen, keine Seealgen, eine zauberhafte Lodge, liebenswerte Menschen und das beste Ceviche bis dato am Strassenrand auf Plastikstühlen. Wir erholten uns von Cancun und dem Trubel der letzten Tage und bereiteten uns auf die Fülle von Mayastätten vor, die wir alle in den nächsten drei Wochen besuchen wollten. Die Geschichte dieses Volkes und deren mysteriöses Verschwinden hatte uns gepackt. Verschwinden ist vielleicht übertrieben. In ganz Guatemala und Yucatan leben die Nachfahren der Mayas, sprechen immer noch über zwanzig verschiedene, teils jahrhundertalte Dialekte (die ausser sie niemand verstehen kann) und praktizieren ihre Bräuche und religiösen Rituen weiter, als wäre die Zeit stillgestanden. Das Eintauchen in ihre Welt ist wirklich faszinierend. Auf dem Weg nach Valadolid besichtigten wir Ekbalam. Ein lohnenswerter Besuch einer der besterhaltenen Mayastätten. Valadolid war für uns Zwischenstation mit einer schönen Kathedrale (mit son et lumière), um die weltberühmte Mayastadt Chichen-Itza besuchen zu können. Absolut sehenswert, aber der Touristenrummel dort hat alles Bisherige geschlagen. Die Stände der Händler sind dermassen zahlreich, dass sogar Dutzende davon in den heiligen Stätten aufgeschlagen worden sind. Von Ruhe und Respekt keine Spur und die Security Beamten hatten alle Hände voll zu tun, die Touristen von Besteigungen der Tempel abzuhalten. Gleichwohl war es wunderschön und die Touristen füllen die Kassen für den Unterhalt der Anlage, was nicht von der Hand zu weisen und ein positiver Aspekt des Trubels ist. Um Mandis Geburtstag gebührend begehen zu können fuhren wir über Izamal mit seinem berühmten Kloster San Antonio de Padua nach Puerto Progreso am «Scheidepunkt» des Golfs von Mexico und der karibischen See. Ausser gutem Essen, Strand und ein bisschen karibischem Flair bot der Ort nichts. Das Mayamuseum «Mundo Maya» auf dem Weg nach Merida dagegen wurde zum Knüller und kann nur wärmstens empfohlen werden. Wir verbrachten gute zwei Stunden darin und liessen uns in die Geschichte entführen. 
Merida mit seinem schönen Zentrum gefiel uns auf Anhieb. Sie ist Hauptstadt des Bundesstaates Yucatan und stark spanisch geprägt. Herrliche Gebäude mit kühlen Innenhöfen laden zum Verweilen ein. Oft findet man so eine Trouvaille, wo man die Zeit vergisst. 
Auf dem Weg nach Santa Elena lag Uxmal, eine weitere besterhaltene Mayastadt mit eindrücklicher Geschichte. Ein Hammerteil, das man unbedingt besuchen muss. Wir errichteten in Santa Elena in einem Bungalow Hotel unser Camp und besuchten in den nächsten Tagen nacheinander Kaban, Labna, Sayil und Klapak. Völlig überladen mit Eindrücken erreichten wir drei Tage später Campeche am Golf von Mexico und mussten mal verschnaufen. Die befestigte Altstadt von Campeche, der Malecon und die kühlenden Winde taten gut nach diesem Besichtigungsmarathon. 
Nach zwei Tagen zog es uns bereits wieder zu den Mayas nach Edzna, eine sehenswerte Mayastadt auf dem Weg nach Xpujil. Becan und Chicana zogen wir anderntags rein. Wir hatten ein Bungalow mit Skorpion im Wald gemietet und konnten so in Ruhe die ganze Region erforschen. Insbesondere wollten wir nochmals in den Dschungel zwischen Yucatan und Guatemala, um die grosse Mayastadt Calakmul zu besuchen. Sie liegt nur ca. 38 Kilometer nördlich von El Mirador, ist aber über eine Strasse durch den Dschungel nach rund einer Stunde Fahrzeit zu erreichen. Das Forschungsfieber hatte uns gepackt und so fuhren wir nach Süden und erreichten nach einer einsamen Stunde durch den Dschungel die Mayastadt. Mit unserem Plänli auf der App «Organic Maps» waren wir in der Lage, die grosse Anlage allein zu besichtigen. In der Zwischenzeit waren wir kleine Profis geworden und konnten uns ziemlich gut zurechtfinden. Da wir wieder völlig alleine waren, spürten wir die Energie, die von diesem Ort ausging. El Mirador, nur ein grosser Steinwurf entfernt und Calakmul, welch ein Erlebnis. Wir hätten vor Freude schreien können.
Zwei Tage später waren wir in Bacala, an der Ostküste der Halbinsel Yucatan vor einer Lagune (Lago de Bacalan), die je nach Sonnenstand völlig unterschiedliche Blautöne hervorzauberte. Wir liessen es uns nicht nehmen, eine Bootstour zu machen, um nach langer Zeit wieder das sanfte Wiegen eines Schiffs geniessen zu können. Caroline hatte noch einen weiteren Leckerbissen recherchiert. Mahahual an der Atlantikküste bot uns noch zwei entspannte Tage am Meer. Der Ort ist zwar fest in der Hand der Kreuzfahrer, bietet aber genug Abwechslung für erschöpfte «Archäologen» wie wir. Tulum mit der gleichnamigen Mayastadt war dann schliesslich die letzte Station bevor wir zurück nach Cancun fuhren. Der Strand von Tulum war bereits von Sargassum verseucht. Die Seealge fängt zum Gott Erbarmen an zu stinken, wenn sie an die Strände gespühlt wird. Die Einheimischen verzweifeln fast, weil sie ihnen die Gäste vertreibt. Auch wir liessen die schönen Strände rechts liegen. Nach vier intensiven Kulturwochen gaben wir in Cancun unser Auto ab und zogen uns noch zwei Nächte in ein luxuriöses Hotel zurück. 
Der Flug nach Lima und die Einreise in Peru verlief ohne Komplikationen. Wir blieben nur drei Tage, besichtigten die wichtigsten Hotspots und flogen weiter nach Cusco, wo uns Alisha und Manuel bereits ungeduldig erwarteten. Sie hatten schon sieben Monate Südamerika mit ihrem Land Rover hinter sich und unser Treffen sollte ein kleiner Höhepunkt unser beider Reisen mit einem gemeinsamen Besuch von Machu Picchu werden. Am Flugplatz übernahmen wir einen KIA SUV und fuhren zum Hotel in der Stadt. Das Wiedersehen war wunderschön und voller Freudentränen. Wir genossen es, die beiden Abenteurer wieder in die Arme schliessen zu können. Sie hatten einen Apéro auf ihrem Zimmer vorbereitet und einen Tisch in einem tollen Restaurant reserviert. Der Abend hätte nicht schöner sein können.
Die nächsten Tage wurden zu einer Kulturreise ins Reich der Inkas. Die Zugfahrt nach Aguas Calientes am Urubamba, die Busfahrt hoch zum Eingang von Machu Picchu und das Warten, bis sich am frühen Nachmittag endlich die Wolken verzogen und den Blick auf die sensationelle Anlage freigab, werden unvergesslich bleiben. Die Höhe von fast zweitausendfünfhundert Metern auf Machu Picchu und 3,400 m in Cusco setzte uns Meereshöhe gewohnten Seglern etwas zu. Wir assen fleissig Coca Bonbons und tranken Cocatee, damit wir keine Kopfschmerzen bekamen. Mit Besuchen des Markts von Pisac, den kreisförmigen Terrassenanlagen von Moray, den Salineras de Maras und den Bummeln durch Cusco schlossen wir die gemeinsame Zeit in und um Cusco schliesslich ab. Wir verabschiedeten uns und Alisha und Manu blieben noch in der Gegend während wir uns in Richtung Titicacasee aufmachten. Wir sollten uns noch weitere drei Mal in Peru sehen. 
Das Hochland der Anden ist umwerfend. Wir genossen die Fahrt durch die Berge in vollen Zügen. Der höchst gelegene See der Welt empfing uns mit strahlendem Sonnenschein, aber tiefen Temperaturen. Von Puno aus besuchten wir die Uros auf ihren «Islas flotantes de los Uros», tauchten ein in diese Kultur und staunten ob der unendlichen Geduld, mit deren diese Menschen alle paar Wochen ihre Inseln aus dem Schilf erneuerten und reparierten. Aufgrund der Stadtflucht der jungen Bevölkerung rechnet man mit dem Untergang dieses Volkes in den nächsten dreissig Jahren. Wir kauften einige Souvenirs und zogen uns am späten Nachmittag dann auf die Seeterrasse unseres Hotels zurück. 
Auf dem Weg nach Arequipa fuhren wir an Hunderten von Lamas, Alpakas und Vikunjas vorbei. Diese Tiere haben sich perfekt an die grossen Höhen angepasst und liefern den Menschen Wolle, Fleisch und Milch. Die Wolle der beiden Letzteren ist unbeschreiblich fein, weich und warm und gehört zu den wertvollsten Sorten der Welt. Arequipa, wie Cusco, ist eine der grössten Andenstädte und Schmelztiegel der Andenvölker mit wunderschönen Märkten, grandiosen Kirchen und einer Vielfalt an Gerüchen, Kultur, Essen und buntem Treiben, dass man sich tagelang vertun kann, ohne dass es langweilig wird. Wir nahmen an einem peruanischen Kochkurs bei Maggie teil und lernten, Lomo Saltado, Pisco Sour und Vorspeisen aus einigen der rund viertausend Sorten Kartoffeln dieses Landes zuzubereiten. Ein Besuch bei Michell & Cia. S.A. vervollständigte unser Wissen über die Verarbeitung der Wolle von Alpakas und Vikunjas. Wir amüsierten uns köstlich in dieser Stadt und hätten wochenlang so weitermachen können. Da zu dieser Zeit gerade Papst Franziskus verstorben war, gab es Prozessionen und Gedenkfeierlichkeiten in der Stadt. Wir waren beeindruckt, wie die Andenvölker es schafften, den Spagat zwischen ihren alten Göttern und dem Gott der spanischen Conquistadoren zu machen. 
Immer wieder begegneten wir den Inkagöttern, aber die Symbiose der beiden «Weltanschauungen» klappt offenbar hervorragend. 
Der Weg über die teils über 4,500 m hohen Andenpässe forderten unseren kleinen Benziner recht, aber die Qualität der Strassen zerrte manchmal noch eine Stufe mehr an unseren Nerven. Man darf die Strasse keine Sekunde aus den Augen lassen, sonst droht Achs- oder Felgenbruch. Als wir schliesslich Ica im gleichnamigen Tal erreichten, waren wir dermassen an die löchrigen Strassen gewohnt, dass uns der völlig desolate Zustand der Zufahrtsstrasse zur Hacienda la Caravedo nicht mehr umhaute. Eigentlich inmitten der Atacama Wüste liegt dieses fruchtbare Tal und beherbergt die besten Weinberge Perus. Aus diesem Wein wiederum wird das Nationalgetränk Pisco destilliert und «unsere» Hacienda produziert mit dem «Pisco Porton» den, unserer Meinung nach, besten Pisco des Landes. Die Hacienda bietet alles, was das Herz begehrt und ist eine Oase des Friedens in der knochentrockenen Wüste. Alisha und Manuel hatten sich ebenfalls auf den Weg hierhin aufgemacht, und zwei Tage später schlossen wir sie wieder in die Arme. Alles hatte wunderbar geklappt. Sie bekamen eine Villa mit Terrasse direkt am Swimming Pool. Gleich nach ihrem Einzug ging es direkt zur Führung durch die Distillerie mit anschliessender Degustation. Was will man mehr. Mit einer Runde Pisco Sour con Porton läuteten wir den Abend ein. Welch ein Wiedersehen. 
Alisha und Manu wollten in die Dünen von Huacachina, um eine Runde «Snowboard» von den Sanddünen zu machen. Also nichts wie hin, einen Buggy chartern und sich in der Wüste austoben. Das Erlebnis ist unvergesslich. Wir kamen uns wie die Wilden vor, als wir die Dünen hoch und runter rasten und die beiden Abenteurer probierten selbstverständlich das «Sandboarding» aus. Ein Riesengaudi für die ganze Familie. 
Viel zu schnell verflogen die Tage. Wir verabredeten uns ein weiteres Mal in Paracas am Pacific, das mit seinem grossen Naturschutzgebiet ein weiteres Off Road Abenteuer versprach. Auf der klassischen Panamericana fuhren wir mit unserem SUV durch eine gigantische Einöde von Sand, Steinen und Abfall am Strassenrand. Das Problem der Abfallentsorgung harrt bei allen drei bisher besuchten Ländern des Kontinents noch einer nachhaltigen Lösung und wird über kurz oder lang wahrscheinlich zu einem riesigen Problem werden. PET wird zur Pest der Menschheit werden. Wir sind den Flaschen auf dem Ocean begegnet, an den Küsten wieder und jetzt entlang der Strassen. Es sind traurige Bilder, die einen da verfolgen. Paracas ist, obwohl in den Touristenführern als netter Küstenort angepriesen, eigentlich nichts Besonderes. Das Meer ist eher schmutzig, die Strände nicht sonderlich schön und die Kulinarik haut einen auch nicht vom Sockel. Das Highlight der Gegend sind die netten Menschen und der erwähnte Nationalpark. Wir vereinbarten unser drittes Treffen am Eingang des Parks und verbrachten einen Off Road Tag vom Feinsten an der wilden Küste. Der Park ist landschaftlich wunderschön und mit einem 4x4 erreicht man auch die abgelegensten Orte. Nach zwei Tagen fuhren wir auf der Panamerica zurück nach Lima, gaben unser treues Auto ab und begrüssten unsere Südamerikareisenden zum letzten Mal auf dem Kontinent. Wir verbrachten noch zwei herrliche Tage zusammen, bevor sich unsere Wege dann definitiv trennten. Sie fuhren in den Norden und wir flogen zu unserer letzten Destination in Südamerika, Buenos Aires in Argentinien. 
Der Mai wird in Buenos Aires bereits kühl und das erste Mal seit langem kamen wir lange Hosen und Jacken zum Einsatz. Unser Aufenthalt hier diente einem einzigen Zweck. Als blutige Anfänger wollten wir Spanisch und Tango lernen. Zu diesem Zweck hatten wir uns in der Academia für vier Wochen eingeschrieben und gleichzeitig einen Tangokurs zweimal die Woche gebucht. Caroline hatte uns ein AirB&B im Montserrat organisiert, und die Schule gleich beim Plaza Mayo war zu Fuss knappe 25 Min. entfernt. Bei Regen konnten wir entweder den Bus oder die Sub nehmen. Perfekt. Am 12. Mai 2025 ging der Unterricht los. Die vier Wochen wurden ein Knüller. Die Schule mit unserer Lehrerin Mariel war super, das Tanzen mit Karen Alcaraz an der Florida 656 ein pures Vergnügen. Untertags hatten wir vier Stunden Schule, zweimal die Woche Tangounterricht, an den Abenden kochten oder lernten wir, und mindestens einmal pro Woche gingen wir ins Theater, an ein Musical oder sahen uns eine Tanzshow an. Wir assen Fleisch wie die Einheimischen – Argentinien hat den weltweit höchsten Fleischkonsum pro Kopf – genossen ab und zu eines der bekannten Grillrestaurants und verbrachten die Wochenenden an einem der zahlreichen Märkte. Der SanTelmo Markt hatte es uns angetan, und die Choripan dort werden wir nie mehr vergessen. Die Wochen verflogen im Nu und der Abschied von unserer Klasse rückte näher. Mariel lud uns vier Schüler zu einem argentinischen Asado im Haus ihres Freundes etwas ausserhalb der Stadt zum Abschied ein. Einige ihrer Freunde gesellten sich später am Abend zu uns, und so verflogen die Stunden bei Wein, Grillade und angeregten Diskussionen in brüchigem Spanisch. Wir schliessen mit Evitas Worten «Don’t cry for us Argentina», wir kommen zurück, Du hast unsere Herzen für immer erobert.
Am 10. Juni 2025 bestiegen wir frühmorgens die Maschine nach Bogota und einige Stunden später diejenige nach Curaçao. Am Flughafen erwartete uns Sandro mit unserem Wagen und kurz darauf waren wir in unserem AirB&B in einem der Aussenbezirke von Willemstad bereits eingerichtet. Die Insel war ja fast unser zweites Zuhause geworden, soviel Zeit hatten wir hier schon verbracht. Wir holten unser Gepäck aus der American Storage und verschickten die Gepäckstücke mit Swissport nach Basel. Mit Serge, unserem Broker, trafen wir uns kurz darauf zu einem letzten Lunch und verabschiedeten auch ihn anständig. Avalon besuchten wir nicht mehr in der Marina. Es hätte uns das Herz gebrochen. Wir wollen sie so in Erinnerung behalten, wie wir sie verabschiedet haben. Ein Schiff hat eine Seele, ob Ihr es glaubt oder nicht!
Jetzt waren wir bereit für die Heimreise und die Rückkehr in die Schweiz. 

Mit diesem letzten Bericht schliessen wir unser Segelprojekt «Avalon» ab. Sie ist in der Zwischenzeit in Aruba auf dem Trockenen, wird nach der Hurricaneseason wieder eingewassert und den neuen Besitzern hoffentlich viel Freude bereiten. 

Wir verdauen jetzt die vielen Eindrücke und werden in den nächsten zwei Jahren zu neuen Abenteuern aufbrechen. – Ende -  
  
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 9. Februar 2025
Es ist vollbracht. Avalon ist am 7. Februar 2025 mit der finalen Unterschrift auf dem Kaufvertrag an ein sympathisches deutsches Paar verkauft worden. Obwohl das Sprichwort besagt, dass es in einem Seglerleben zwei freudige Ereignisse gibt, nämlich, wenn man ein Schiff kauft und wenn man das Schiff wieder verkauft hat, flossen trotzdem ein paar Tränen. Wir hatten eine tolle Zeit mit Avalon und sie hat uns sicher und wohlbehalten über zwei grosse Meere gebracht. Da steckt Herzblut drin. Und ob man das glaubt oder nicht, ein Schiff hat eine Seele. Da kommen dann die Emotionen hoch und man sieht die unvergesslichen Bilder der vergangenen vier Jahre an einem vorbeiziehen. Die Wehmut wird sicher noch etwas anhalten, dann aber von den schönen Erinnerungen abgelöst werden. Wir bleiben noch bis Mitte Februar in Curaçao, um die Formalitäten abzuwickeln. Danach werden wir Mittelamerika und vielleicht ein Stück Südamerika mit der Reisetasche als «Overlander» bereisen. Es dürstet uns nach Kultur, Märkten und lebhaften Orten. Davon soll es in Guatemala, Yucatan und so weiter genug geben. Wir werden Euch noch ein Stück auf dieser Reise mitnehmen und dann unser Projekt «Mit der Avalon um die Welt» abschliessen.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 2. Februar 2025
«Gebt ihr auf….», «hört ihr auf zu Segeln…», «ist eure Reise schon zu Ende….», «macht ihr den Pazifik nicht…..», sind die meisten Fragen, die an uns herangetragen werden seit wir verkündet haben, Avalon in Curaçao zu verkaufen. Nein, wir hören weder auf zu Segeln, noch hören wir auf zu Reisen. Wir wechseln lediglich das Transportmittel für die jetzige Reise. Auf den langen Passagen der letzten Monate sind wir uns angesichts der Endlichkeit des Seins bewusst geworden, dass wir viele unserer Reiseziele nur unter schwierigen Umständen, sehr langsam, mit langen Wartezeiten dazwischen, oder, rational gedacht, mit Avalon praktisch nicht erreichen können. Dass wir die Schritte zum Verkauf bereits jetzt im Februar 2025 statt erst am Ende der Saison im Mai oder Juni unternommen haben, hat schlicht mit der Wind- und Wettersituation und den, wie erwähnt, entsprechenden Wartezeiten zu tun. Wollen wir all unsere Träume in den nächsten Jahren verwirklichen können, müssen wir einen Zahn zulegen. Am 19. Januar 2025 unterzeichneten wir einen Brokervertrag mit Yachtbrokercarribean, und Serge Dauvillier kam auf das Schiff und machte gefühlt Tausend Fotos, Filme, 360 Grad Aufnahmen. Er liess sogar eine Drohne steigen, um Avalon auch von oben festzuhalten. Kurze Zeit später war sie im Internet. Caroline ergänzte die Ausschreibung noch um ein Inserat in Boat24, um die Verkaufschancen in Europa zu erhöhen. Dann wollten wir ausschiffen und scheiterten grossartig an den beiden dafür vorgesehenen Trailern der Marina. Die waren schlicht völlig ungeeignet, einen Twinkieler aus dem Wasser zu hieven. Unsere Lernkurve ging wieder einmal exponential nach oben. Wir könnten vermutlich inskünftig als gutbezahlte Consultants für andere Reisende tätig werden, die Solches oder Aehnliches planen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als Avalon im Wasser zu lassen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Selbst die Variante mit einem hydraulischen Kran verwarfen wir, als klar wurde, dass wir den Mast zu diesem Zweck legen müssten. Sollte sich der Verkauf über Monate hinziehen war das Liegen im Wasser für uns nicht gerade die ideale «Aufbewahrungsart». Unser Plan B sah vor, dass wir bei einem Nichtverkauf bis Dezember 2025 Avalon selbst in die USA oder über die Azoren nach Europa segeln würden. Wir hofften, der Bewuchs am Rumpf im warmen Wasser würde sich im Rahmen halten. Caroline organisierte uns eine Airbnb Wohnung. Unser Mietauto konnten wir problemlos verlängern und mit der Marina und unserem Broker einigten wir uns auf das weitere Vorgehen und den künftigen Liegeplatz. Wir leerten das Schiff von allem Verderblichen, putzten es gründlich, überprüften das gesamte Inventar und erstellten ein Manual, das am Ende über vierzig Seiten umfasste. Bis zum Verkauf wollten wir unsere Ausrüstung an Bord belassen. Jetzt sind wir bereit für die weiteren Abenteuer.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 13. Januar 2025
Am Abend des 25. Novembers legten wir ab und segelten der untergehenden Sonne entgegen. Diese magischen Momente, wenn die glühende Scheibe hinter dem Horizont verschwindet, sind immer wieder ergreifend. Wir lächelten uns an und wussten, dass das letzte Abenteuer mit Avalon begonnen hatte. Wir hatten keine Ahnung, ob unsere Pläne überhaupt funktionieren würden, ob uns die Winde gnädig sein werden oder ob wir komplett umdisponieren werden müssen. Alles war offen und wir waren auch bereit für Aenderungen. Am Morgen des 27. November erreichten wir Isla La Blanquilla und legten uns an der Westküste vor Anker. Es schien, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Wir sahen bis am Abend keine Menschenseele und konnten uns ausgiebig ausruhen, baden, essen und schlafen. Als es eindunkelte, legte sich ein Fischer in unsere Nähe und irgendwann in der Nacht fand sich nördlich von uns ein Katamaran ein. Nach einem ausgiebigen Frühstück holten wir den Anker ein und machten uns auf den Weg zu den Islas Los Roques, die rund 80 Seemeilen (nm) nördlich von Caracas liegen und zu den absoluten Musts der Karibik gehören. Ein Naturwunder im Atlantik, ein Archipel bestehend aus verschiedenen Korallenbänken mit kleinen Inseln, in dem man Wochen verbringen könnte. In der Ausprägung sehr flach, bietet es eigentlich nur wenig Schutz gegen Wind, aber recht guten gegen hohe Wellen. Am Morgen des 29. November erreichten wir Gran Roque, setzten uns mit Alejandro Linares, unserem Agenten, in Verbindung und warfen in einem Sandpatch vor dem hübschen Ort Anker. Wir wasserten unser Dinghi ein, fuhren zum «Flugplatz» und trafen uns mit Alejandro. Er erledigte das Ein-/Ausklarieren in Rekordzeit, liess unsere Pässe sowohl mit einem Ein- wie auch Ausreisestempel zwei Wochen später versehen, händigte uns die Port Declaration und Aufenthaltsbewilligungen mit Gast-Flagge und Karte des Gebiets aus und schickte Routen und Ankerplätze von Navionics auf whats app. Innerhalb von kaum zwanzig Minuten hatten wir alles, was wir brauchten. Sympathisch und korrekt von der Scheitel bis zur Sohle, war Alejandro jeden Dollar wert, den wir ihm für seinen Service zahlten. Er bot uns einen 24 Stundenservice für die zwei Wochen an und verabschiedete sich dann. Venezuela gefiel uns vom Start weg! Wir assen etwas und zogen uns dann müde aufs Schiff zurück, um nach der langen Ueberfahrt endlich wieder am Stück schlafen zu können. Am nächsten Tag erkundeten wir den kleinen Ort, fanden Einkaufsmöglichkeiten und schöne Restaurants. Da über Nacht stärkere Winde angesagt waren, wollten wir am Abend noch etwas mehr Kette stecken, aber unser Motor, respektive der Starter machte keinen Wank mehr. Ueber Batterie liessen wir die Kette raus und mussten am nächsten Morgen Alejandro um Hilfe bitten. Wie immer in solchen Fällen war Wochenende und natürlich konnte Alejandro erst am Montag mit seiner Suche nach Anlasser und Mechaniker starten. Zwei Tage später gab er Entwarnung und vermeldete, vermutlich den einzigen Volvo Penta Starter in ganz Venezuela aufgetrieben zu haben. Es vergingen noch weitere zwei Tage, dann flog der Mechaniker samt Ersatzteil ein. Mit dem Dinghi holten wir ihn aufs Schiff und nachdem er alles auseinandergenommen hatte, diagnostizierte er ein elektrisches Problem. Er reparierte alles und wir entschieden, den Anlasser zu unserem Ersatzteillager hinzuzufügen. Man weiss ja nie, was noch alles kommt. Wir bedankten uns herzlich und schipperten den Mech zurück an Land. Endlich konnte das Abenteuer Los Roques starten. Wir suchten den ersten von Alejandro vorgeschlagenen Ankerplatz auf und waren auf weiter Flur wieder das einzige Segelschiff. Herrlich, nach den aufregenden letzten Tage. In Gran Roques hatten wir genügend Nahrungsmittel gebunkert, so konnten wir uns den lukullischen Genüssen voll und ganz hingeben und endlich nach Lust und Laune schwimmen. Da uns Alejandro den Aufenthalt zusätzlich um drei Tage verlängert hatte, konnten wir uns Zeit lassen und das Archipel in Ruhe besuchen. Am zweiten Tag draussen erwischte uns ein Squall mit fast 50 Knoten, riss eines der oberen Solarpanele ab und beim Wegfliegen schlug das Panel alle drei Propellerflügel des Windgenerators um jeweils ein Drittel deren Länge kürzer. Das bedeutete, dass wir durch die Nacht keinen Strom mehr generieren konnten und vor allem bei Fahrten mit dem Autopiloten wahrscheinlich entweder die Kühlschränke abstellen werden oder irgendwann den Motor mitlaufen lassen müssen. Da wir immer noch in Reichweite der Antennen von Gran Roques waren, konnten wir nach einer längeren 3G Internetsuche bei SVB in Deutschland die Ersatzblätter bestellen und nach Hause liefern lassen. Urs und Stefany würden uns das Ersatzteil nach Bonaire bringen können. Die Tage flogen dahin mit Besuchen der einzelnen Inselchen. In Crasqui bot sich uns die einmalige Gelegenheit, bei einer einheimischen Familie zu essen. Sie bereiteten extra für uns Ceviche und eine Languste mit Beilage zu. Das Essen und die Stimmung waren absolut unvergleichlich. Wir unterhielten uns in Spanisch, mit Händen und Füssen. So kam es, dass wir uns vornahmen, Spanisch als nächste Sprache zu lernen. 
Wir besuchten auch die Schildkrötenstation in Dos Mosquices, brachten den Rangern fünf Liter Frischwasser – das Versorgungsschiff kommt dort nur alle zwei Wochen – und hielten kleine Schildkröten in Händen. Die Ausgrabungen frühzeitlicher Kulturen auf der Insel sind kaum mehr auszumachen, aber die kleine Ausstellung in einem schattigen Pavillon geben einem einen Eindruck der Entdeckungen. Es seien die ältesten Funde von Ureinwohnern in Venzuela. Mit Cayo de Agua schlossen wir die etwas über zwei Wochen im Archipel ab. Am 15. Dezember 2024 segelten wir nach Bird Island (Barlovento) auf Aves, einer der zwei kleinen Inseln zwischen Los Roques und den holländischen Antillen. Auf der Höhe des Leuchtfeuers im Schutz des Riffs fanden wir eine grosse Sandstelle und warfen Anker auf 4m Wassertiefe. Von Los Roques waren wir glasklares Wasser in den schönsten Blautönen gewohnt, so fiel uns anfänglich gar nicht auf, dass man auch hier fast den Boden unter dem Schiff sehen konnte. Am Abend kamen Fischer und baten uns um Hustenpastillen für einen von ihnen. Unsere umfangreiche Bordapotheke kam wieder einmal zum Einsatz. Sie wollten uns dafür eine Conch (Riesenmuschel) zum Essen geben. Wir lehnten dankend ab und erfreuten uns stattdessen an einer Portion Spaghetti Pesto. Tags darauf nahmen wir die sechzehn Seemeilen nach Sotavento unter den Kiel und legten uns buchstäblich vor der Station der venezolanischen Küstenwache vor Anker. Leider waren wir dort von der Dünung nicht ganz geschützt, konnten wegen der rasch abnehmenden Wassertiefe aber nicht weiter in Landnähe. Mit der Küstenwache funkten wir etwas hin und her, verstehen tat uns aber niemand. So gab es laufs des Nachmittags dann einen kleinen Besuch von drei netten Beamten, die sich wahrscheinlich mehr aus langer Weile dieses Schweizer Schiff anschauen wollten. Wir servierten Orangensaft und warfen für die «Inspektion» noch USD 20.— in den grossen Topf. Nach kurzer Zeit war der Zauber vorbei und drei glückliche Beamte verliessen uns wieder. 
Die 45 Seemeilen bis Bonaire waren mühsam und bis in die Abdeckung der Insel von Kreuzsee geprägt. Der Atlantik wollte offenbar wieder mal zeigen, wer hier der Herr war. Wir waren froh, nach über drei Wochen auf See wieder mal in einen ruhigen Hafen zu fahren und ohne Krängung zu kochen und zu schlafen. Die Harbour Village Marina in Bonaire ist klein, aber hübsch und der Hafenmeister ein wirklich netter und hilfsbereiter Mensch. Wir klarierten vorher noch ein und waren somit mit allen Dokumenten ausgerüstet als wir vor dem Marina Office festmachten. Wir bekamen unseren Platz zugewiesen, verholten und liessen uns nieder. Die Suche nach einem Mietwagen für die geplanten zehn Tage gestaltete sich schwierig. Es war Hauptsaison und Weihnachtsferienzeit. Caroline ist bei Internetrecherchen unschlagbar und fand nach einer Stunde Suchen schliesslich einen KIA Picanto. Nicht gerade ideal für die Offroadpisten im Norden der Insel, aber besser als nichts. Wir konnten den Wagen mit unseren Klapprädern am Flugplatz holen und waren jetzt für alle Fälle gerüstet. Am Heiligabend flogen Urs und Steffy ein, und wir holten sie mit unserem Picanto ab. Die Tage mit Ihnen waren gefüllt mit Weihnachts- und Neujahrsfestivitäten, Ausflügen an die verschiedenen Schnorchel-Beaches, einem Segeltag nach Klein Bonaire mit Schnorcheln wie auch gemütlichen Abenden mit hervorragenden Essen. Leider hatten wir immer wieder heftigen Regen, sodass am Ende der Wandertag im Washington Nationalpark buchstäblich ins Wasser fiel. Am 1. Januar klarierten wir aus und am 2. Januar frühmorgens wollten wir nach Curaçao segeln. Nur, die Starterbatterie versagte ihren Dienst. Es nützte alles nichts, sie war durch. Wir warteten bis Budget Marine um 0800 Uhr öffnete, holten eine neue, bauten sie ein und konnten um 0845 Uhr endlich los. Anfänglich unter Motor machten wir flott Fahrt und holten die verlorene Zeit etwas auf. Nach acht Seemeilen setzten wir die Genua und segelten bei schwerer Kreuzsee rund zwei Stunden, bis uns das Geschaukel und der abnehmende Wind schliesslich zu stark auf die Nerven gingen und wir unter Motor und gelegentlich gesetzter Fock die restlichen Meilen bis Willemstad abspulten. Vor der Queen Emma Bridge in der Einfahrt riefen wir den Brückenwärter und die Marina per Funk an und konnten nach kurzer Wartezeit die Pontonbrücke passieren und nach weiteren zwei Meilen in die Marine Zone einlaufen. Customs und Immigration waren noch offen, so bestellten wir uns ein Taxi und liessen uns zu den beiden verschiedenen Aemtern fahren. Als das schliesslich ebenfalls erledigt war, gönnten wir uns ein Nachtessen im ersten (chilenischen) Restaurant, das wir gleich neben dem Customsgebäude fanden. Sie servierten sogar einen «Pain Killer», der auf dieser Länge praktisch unbekannt ist. Wir durften in den kommenden vier Tagen das Auto der Marina haben und waren somit wieder hundertprozentig flexibel. Wir fuhren mit Urs und Steffy ein Teil der Insel ab, liessen sie für sich beachen und ATV Tour fahren und kümmerten uns in der Zwischenzeit um einen Broker und besprachen mit der Marina das weitere Vorgehen.
Wir hatten nach eingehender Routenplanung, Wind- und Wetterstudium entschieden, Avalon bereits zum jetzigen Zeitpunkt zum Verkauf auszuschreiben und falls notwendig sofort aus dem Wasser zu nehmen. Die kulturellen Höhepunkte in Kuba, Guatemala und ggfs. Mexico wollten wir auf dem Landweg machen. Wenn alle Stricke reissen sollten, wäre Aruba eine Alternative und sonst müssten wir Avalon über die Bermudas und die Azoren zurück nach Europa segeln. 
Am 10. Januar 2025 fuhren wir Urs und Steffy auf den Flughafen und verabschiedeten uns von ihnen für die nächsten Monate.
Jetzt harren wir hier in der Marina aus, bis wir mit dem Broker die Vertragsformalitäten, Fotos und last but not least die nächsten Schritte besprechen können. 

von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 24. November 2024
Am zweiten November 2024 um 1930h landeten wir wieder in Port of Spain, Trinidad, und der zweite Teil unseres Karibikabenteuers hatte begonnen. Caroline hatte sich zuhause stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, wie wir bei den vorherrschenden Ost-Winden in dieser Weltregion einigermassen vernünftig eine «Rundreise» machen können. Los Roques nördlich von Venezuela, die ABC Inseln, Cartagena in Kolumbien, eine Reise überland oder per Flugzeug nach Guatemala zu den Maya Tempeln, die St. Blaas Inseln vor Panama, Kuba, Jamaika und last but not least die Dominikanische Republik sollen irgendwie in diese knapp sechs Monate hineinpassen. Das Ziel anfangs der nächsten Hurricane Season sollte Curaçao sein, wo Avalon wieder aus dem Wasser und dann verkauft werden soll. Der wetterbedingt unsicherste Teil wird nach den St. Blaas Inseln die Route nach Norden und von Kuba aus dann gegen Osten werden, bis wir schliesslich nach Süden abdrehen können. Wir werden sehen, ob wir es hinbekommen. Jetzt stand aber zuerst unsere Avalon in Peake auf dem Programm. Wir mussten das Schiff bis zum 7. November zum Einwassern klar bekommen. Der Motor war komplett geserviced und von aller Kohle im Auslass befreit worden. Der Autoprop war montiert, jedoch noch ohne Anode, das Unterwasserschiff und die Bugstrahlerprops mussten noch mit Antifouling behandelt werden. Und selbstverständlich mussten alle Systeme getestet werden. Starke Nerven waren jetzt gefragt. Yvanna aus dem Marinebüro hatte alles vorbereitet, sodass wir per Minibus abgeholt und mit Zimmerschlüssel und entsprechenden Codes ausgerüstet wurden. Bevor wir todmüde ins Bett fielen, wollten wir Avalon sehen und mit Günther ein Willkommensbier im neu eröffneten Marina Restaurant trinken. Welch zwei schöne Begrüssungen. Avalon in voller Pracht und Bestzustand und Günther strahlte und umarmte uns herzlich. Nach diesen schönen Momenten fielen wir ins Koma. In den folgenden Tagen kamen Anna und Marcel von der Diamanta ebenfalls aus der Schweiz an, und die jeweiligen Aperos um fünf abends wurden immer grösser und lustiger. Wir schafften es wirklich, unser Schiff am 7. November einzuwassern und alle Systeme liefen fehlerfrei. In der ersten Nacht draussen an der Boje testeten wir noch die Navigationslichter und nachdem auch getankt war, waren wir grundsätzlich abfahrbereit. Nach einem mühevollen und nervenzerreibenden Ausklarieren, die Briten hatten es erfunden, aber die Trinidader haben es zur Perfektion gebracht, und grossen Abschiedszeremonien von all unseren Freunden, verliessen wir die Chaguaramas Bay und waren eine Stunde später auf dem Atlantik. Beim Eindunkeln setzte ein steter Ostwind ein und wir konnten die Leichtwindgenua setzen. Wir fielen nahtlos in unseren Wachrythmus und segelten die Nacht durch. Endlich frische Luft, Sternenhimmel und das ruhige Schaukeln des Schiffs. Gegen Morgen kam Grenada in Sicht, wo wir uns um 0600h in einer Bucht vor Anker legten, Spiegeleier mit Speck assen und das erste Mal seit langem wieder baden konnten. In der Port Louis Marina vertäuten wir Avalon für die nächsten Tage, klarierten ein und organisierten ein Auto, damit wir genug Ware für die kommenden sechs Wochen bunkern konnten. Das Wetter, vor allem die zahlreichen Gewitter hielten uns für die nächsten Tage fest. Wir mussten für die rund 300 Seemeilen nach Los Roques bessere Verhältnisse abwarten. Ein Ausflug nach Sautière im Norden der Insel – der Ort wurde von den Einheimischen so getauft, weil sich die noch verbliebenen Caribs nach verlorener Schlacht gegen die Franzosen vom Fels vor der Stadt in den Freitod stürzten, anstatt in Gefangenschaft und Sklaverei zu geraten – rundete die Tage ab. In der Petite Anse fand Caroline ein Hotel/Restaurant, das an diesem Sonntag ein Barbecue vom Feinsten anbot. Wir konnten natürlich nicht widerstehen. Um die Warterei in der brütenden Hitze abzukürzen, zwischenzeitlich zeigte das Thermometer im Schiff 40 Grad Celsius an, unterbrachen wir den Marinaaufenthalt und zogen uns in die Prickly Bay im Süden der Insel an eine Boje zurück. Dort konnte man wenigstens baden und sich etwas Kühlung verschaffen. Das Wochenende vom 23. September 2024 verbrachten wir dann wieder in der Marina. In der Zwischenzeit sah die Route einigermassen gewitterfrei aus und wir entschieden, den langen Schlag am Montag, dem 25. anzugehen. Wir hatten uns im Vorfeld mit Alejandro von Yachtservice Los Roques in Verbindung gesetzt und ihn als Agenten für die Einklariererei und den Papierkram unter Vertrag genommen. Los Roques ist teuer und bedingt vorgängige Zahlungen und Einreichung der Schiffspapiere. Jetzt stehen uns drei Tage auf See bevor und wir freuen uns auf Venezuela.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 23. Mai 2024
Mitte April nahmen wir die zweitletzte Etappe vor der grossen Pause in Angriff und segelten nach einer ruhigen Nacht vor Sandy Island westlich von Carrigaou in die Tyrell Bay, um auch gleich für Grenada einzuklarieren und noch einige Nächte ruhig vor einer Boje zu verbringen. Wir lernten beim Festmachen Grant und Lesley, ein Paar aus Noosa in Australien kennen, trafen uns für einen Drink und machten anderntags mit Ihnen zusammen einen Tagesausflug per Taxi. Die Insel ist sehr schön und hat tolle Strände, bietet kulturell und geographisch aber wenig bis nichts. Beim Spazieren im nordöstlichen Teil der Bay trafen wir plötzlich Beat und Jessica wieder, mit denen wir in Barbuda bei Enoch Lobster gegessen hatten. Welch ein freudiges Wiedersehen. Sie lassen ihr Schiff während der Hurricane Season hier in der Marina auf dem Trockenen. 
Am 25. April segelten wir die rund dreissig Seemeilen bei herrlichem Wind und Seegang weiter nach Grenada und buchten uns für einige Tage in die Port Louis Marina ein, wo man neben dem Marina Office die Immigration und Customs vorfindet und in minutenschnelle ausklarieren kann. Wir mieteten uns wieder ein Auto und nahmen die Insel in Augenschein. Im Süden liegen die Grenada Distilleries, wo ein herrlicher Rum zum 50-jährigen Unabhängigkeitstag kreiert worden war. Wir mussten diese Gelegenheit nutzen und liessen uns durch die Produktion führen. Inzwischen waren wir zu wahren Experten in Sachen Rum geworden. Die Degustation war ein Gedicht und wieder fanden zwei Flaschen den Weg ins Schiff. Grenada gehört zu den besser situierten Inseln der ehemaligen britischen Kolonialmacht. Die Amerikaner haben seit ihrer «Befreiungsaktion» 1983 stetige Präsenz auf der Insel und der US Dollar ist überall gern gesehen. Entsprechend bilden auch US beflaggte Schiffe praktisch die Mehrheit in den Buchten und Häfen. So kommt Geld ins Land und führt zu einer für Yachties recht guten Infrastruktur. Wir besuchten auf unserer Tour auch «Le Phare Bleu», wo sich Jana Ganiga und ihr Mann Dieter 2006 ihren Lebenstraum verwirklicht hatten und eine kleine Marina, ein Restaurant und einige Bungalows, nebst Einkaufsladen, Cafeteria und Boutique betreiben. Das Ganze machte uns einen derart entspannten und angenehmen Eindruck, dass wir beschlossen, die letzten Tage auf Grenada im Le Phare Bleu zu verbringen. Wir reservierten einen Platz am Steg und fuhren dann gemütlich zurück in die Port Louis Marina. Im südlichen Teil der Insel liegt ein Naturschutzgebiet mit einem Süsswassersee, der nebst einer tollen Touristenattraktion mit Wandermöglichkeiten auch als Süsswasserreservoir dient. Die Flora und Fauna ist auch auf Grenada eindrücklich und die Landschaft mit den zerklüfteten Tälern und den fast messerscharfen Bergkanten erinnerte uns ein wenig an Santo Antao in den Kap Verden. Wir verbrachten fast den ganzen Tag mit dem Mietwagen in dieser atemberaubenden Gegend. 
Wir verabschiedeten uns zwei Tage später gebührend von Holger, den wir seit Jolly Harbour auf Antigua nicht mehr gesehen hatten und jetzt seine tolle Halberg Rassy ebenfalls an «unserem Steg» festgemacht hatte und machten uns dann auf den kurzen Weg um Pont Salines herum nach Port Egmont, wo Le Phare Bleu mit ihrem sehenswerten Feuerschiff liegt. Wir legten uns längs an den Hauptsteg und ergänzten die Vor- und Heckleine mit einem Gummipuffer. Wir hatten fünf Nächte gebucht, und die Marina ist bekannt für ihre starke Dünung. Am 3. Mai liessen wir uns per Taxi nach Port Louis fahren und klarierten das letzte Mal in dieser Saison aus. Unser nächstes Ziel war Trinidad und damit das Ende dieser Saison. Die Beamten von Immigration und Customs waren im gleichen Büro und da unsere Daten alle via Sailclear im Internet waren, dauerte die Uebung nur fünf Minuten und wir standen wieder draussen. 
Am Sonntag, dem 5. Mai legten wir am frühen Nachmittag ab, setzten nach einer Seemeile zuerst Gross und Fock, eine Stunde später statt der Fock die Leichtwindgenua und segelten in den Sonnenuntergang. Die 84 Seemeilen bis in die Chaguaramas Bay auf Trinidad sollten wir trotz zeitweise bis zu zwei Knoten Strömung aus Südost bis am anderen Morgen schaffen können. Wir hatten lange Zeit schöne 19 Knoten Wind aus Osten, bis er dann in der Nacht auf Südost zu drehen begann. Bei einem Kurs zwischen 170 und 180 Grad kamen wir zeitweise kaum mehr als 3 Knoten voran. In der Nacht durch die Oel- und Gasfelder mit einem grossen Vorhaltewinkel zu navigieren war ebenfalls nicht einfach. Die Bohrtürme leuchteten wie Christbäume und die immer wieder quer kommenden Tanker und Frachter machten dieses Stück der Reise echt spannend. Als die Dämmerung anbrach, konnten wir durch den Dunst Land erkennen, und rund 10 Seemeilen vor der Küste meldeten wir uns bei der Küstenfunkstelle. Wir hatten vorgängig unseren «Float Plan» einreichen müssen, so konnten sie uns auf dem Radar und AIS identifizieren. Das Gebiet wird immer wieder von Piraten heimgesucht und Trinidad hat alle Interessen daran, die Schifffahrt sicher zu machen. Das Land profitiert vom Yachtsport und die Werften beschäftigen Hunderte von Facharbeitern. Wir segelten noch bis zur Küste und nahmen dann mangels Wind die Segel runter. Unter Motor fuhren wir schliesslich in die Chaguaramas Bay ein und legten uns vor Peake Yachts an eine Boje. Yvanna von Peake musste zuerst eine Health Clearance für uns organisieren bis wir an die Stege durften. Am Nachmittag lag das Dokument vor und wir legten an. Bis zum 10. Mai putzten und räumten wir das Schiff, schlugen alle Segel ab und setzten uns mit den Handwerkern für Motor, Segel, Propeller und Unterwasserschiff in Verbindung, damit während unserer Abwesenheit alle Arbeiten ordnungsgemäss ausgeführt werden konnten. Wir kauften einen Entfeuchter und organisierten einen Schiffsverantwortlichen, der den Wasserbehälter regelmässig leeren und zum Schiff schauen würde. Am Morgen des 10. Mai holten wir Avalon aus dem Wasser und stellten sie aufs Trockene. Trotz der langen Zeit im Wasser, sah der Rumpf passabel aus und die Anoden waren alle in Ordnung. Nach der Reinigung checkten wir die Seeventile durch und stimmten uns mit Marcus – dem Leiter von Peake Repairs – ab. Fortan schliefen wir im Peake Hotel. An ein Schlafen auf dem Schiff war bei einer Temperatur von über vierzig Grad nicht mehr zu denken. Wir verbrachten noch einige schöne Abende und Apéros mit Günter – unserem Freund seit Mortril Spanien – der seinen Katamaran ebenfalls in Peake lässt und packten dann am 14. Mai unsere Bündel und flogen mit KLM von Port of Spain über Amsterdam nach Zürich. Am Nachmittag des 15. Mai 2024 betraten wir nach neun Monaten auf See wieder unser Haus in der Schweiz. Unser Rückflug nach Trinidad ist am 1. November 2024 vorgesehen. Es ist geplant, Avalon am 4. November wieder ins Wasser zu lassen. Damit dies geht, müssen alle Arbeiten abgeschlossen und der Schweizer Flaggenschein erneuert worden sein. Ueber die Reisepläne und Routen machen wir uns in den nächsten Monaten intensiv Gedanken und bereiten uns entsprechend vor.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 21. April 2024
Rodney Bay wird von der ARC (Atlantic Race for Cruisers) als Ankunftshafen in der Karibik genutzt. Entsprechend gut ist die Marina eingerichtet. Es hat Restaurants, eine Chandlery und sogar einen kleinen Supermarket. Dieser – notabene – führt praktisch nur alkoholische Getränke, wen wunderts, und fast keine Frischwaren. Da Ostern war, mussten wir bis am Montag auf einen Mietwagen warten. So vertraten wir uns an den ersten beiden Tagen die Füsse und nahmen einmal mehr von den Unterschieden zwischen französischen und englischen Inseln Kenntnis. Löchrige Strassen, lausige Infrastruktur, eher arme Bevölkerung, scheussliches Brot, überall Abfall zeichneten die englischen Inseln aus. Als wir am Montag dann unseren rechtsgesteuerten Wagen übernahmen und erste Ausflüge über St. Lucia machten, verstärkte sich dieser Eindruck noch. Es wird auch viel gekifft auf diesen Inseln. Ueberall riecht es nach Pot. Dafür wird man entschädigt durch mehr Reggaemusik und humorvolle Zeitgenossen – wenn sie dich nicht gerade um Geld anbetteln. Apropos Geld. Auf all den englischen Inseln herrscht der EC Dollar, eine karibische Kuriosität, die etwa USD 1: EC$ 2.7 handelt zurzeit. Jederman akzeptiert auch USD, und somit ist der wilden Herumrechnerei und Schummelei natürlich Tür und Tor geöffnet. Passt man einmal nicht auf, wird man gnadenlos über den Tisch gezogen. Ueber die Bancomaten kann man EC$ beziehen. Dafür zieht einen dann die Hausbank in der Schweiz mit einem hundelausigen Wechselkurs und endlosen Kommissionen über den Tisch. Fazit: Du wirst auf jeden Fall über den Tisch gezogen, entscheide einfach vorher wo. Das Hinterland von St. Lucia bietet wenig Neues. Wir entschieden uns, der lokalen Rumdistillerie einen Besuch zu erstatten und nahmen einen abenteuerlichen Weg durch pittoreske Dörfer unter die Räder. Von Schlaglöchern übersäte Strassen forderten höchste Konzentration. Wir bemerkten immer wieder, dass selbst pakistanische und indische Strassen vor über dreissig Jahren in kaum schlechterem Zustand gewesen waren. Wir erreichten die Distillerie ohne Achsbruch und wurden mit bestem karibischen Rum belohnt. Die Führung lohnt die Mühe nicht, aber die Getränkequalität ist «second to none». Wir kauften einen «Admiral Rodney» und einen «Chairman’s Reserve» und fuhren über Marigot Bay (ja, die heisst gleich) zurück nach Rodney Bay. Entlang der Westküste von St. Lucia zogen wir hinunter nach Soufrière, wo uns Jahleel an eine Boje band und seine Dienste für Taxiservice und Ausflugsorganisation anbot. Wir buchten eine Wanderung zwischen den beiden Pitons und liessen uns erstmal zum Dorf chauffieren. Unser Versuch, ein einigermassen schönes einheimisches Restaurant zu finden, gaben wir nach kurzer Zeit auf und setzten uns am Meer in eine Kneipe, die ein gutes Chicken Colombo servierte. Der Hike zwischen den Pitons entpuppte sich als zauberhaft. Obschon ausgetrampelt, führte der Weg durch farbenprächtige Natur und von den vier Aussichtspunkten aus hatten wir eine atemberaubende Sicht auf die Pitons und das hügelige Hinterland. Der Führer machte immer wieder humorvolle Einlagen und hielt uns auf Trab. Auf der Rückfahrt nach Soufrière liessen wir uns eingangs Dorf rauswerfen, bummelten etwas durch die Strassen und klarierten beim Zoll und der Immigration dann aus. Port Elisabeth auf Bequia war unser nächster Stop. Eine weitläufige, gut geschützte Buch, mit Bojen backbords und Ankerplatz auf der Steuerbordseite beim Einfahren. Ein ellenlanger Traumstrand säumt diese Seite. Wir holten eine Boje, klarierten ein und nahmen einen ersten Augenschein. Karibik pur. Farbenprächtig, Reggaemusik und immer ein Wölkchen Marijhuana Duft in der Luft. Uns gefiels, und wir blieben drei Nächte. Wir hätten länger bleiben können, aber es zog uns zur berühmten Promiinsel Mustique, wo bekannte Namen wie Mick Jagger, Brian Adams und andere Stars und Sternchen ihre Anwesen haben und oft völlig unerwartet in Basils berühmter Bar auftauchen. Wir legten uns in der Bucht an eine Boje und setzten zu Basil über. Die Bar ist der Hammer. Alles aus Holz, mit Schnitzereien, die an Indonesien oder Indien erinnern. Die Preise sind natürlich den Stars angepasst. Ein Drink kostet zwischen USD 12.— und 18 .— das Essen bewegt sich auf Schweizer Preisniveau. Wir blieben wieder drei Tage und genossen die mondäne Atmosphäre. Eine Taxifahrt über die Insel verschaffte uns einen tieferen Einblick. Ja, die Güter lassen sich sehen. Die Infrastruktur, die vollständig über eine Firma, an der die Stars beteiligt sind, besorgt wird, ist einwandfrei. Gute Strassen, die einheimische Community von ca. hundertfünfzig Menschen verfügt über alles, was es braucht. Schulen, Kirche, Gemeindesäle, Sportplätze, sogar einen – wenn auch nur einen – Arzt gibt es. Abgesehen von den Fischern, die einen etwas verlotterten Eindruck hinterlassen, scheinen die Menschen dort ziemlich zufrieden mit ihrem Dasein zu sein. Am dritten Abend spielte bei Basil eine Band auf, und wir konnten wieder einmal tanzen. 
Unsere Freunde von der Diamanta waren auf dem Weg in die Tobago Cays und fragten an, ob wir auch kommen würden. Die 19 sm waren schnell runtergesegelt und zur Freude aller, war praktisch neben ihnen noch eine Boje frei. Welch ein Wiedersehen nach dieser langen Zeit und welch zauberhafter Ort dafür. Wir lagen eingebettet zwischen Korallenriffen in türkisblauem Wasser und konnten von blossem Auge die vielen Seeschildkröten im Meer vor uns sehen. Wir hatten Anna und Marcel das letzte Mal in Mindelo auf den Kap Verden gesehen. Sie haben die Route über den Aequator nach Brasilien und dann an der südamerikanischen Küste entlang nach Norden in die Karibik genommen. Wir dagegen sind entlang des 14. und 15. Breitengrads nach Westen gesegelt und haben den Aequator nicht «überschritten». Sie hatten Marcels Bruder und noch Marcels besten Freund an Bord und beabsichtigten, Diamanta Ende April in Trinidad aus dem Wasser zu nehmen und bis dahin zu viert zu segeln. Welch ein Wiedersehen. Wir verbrachten drei Tage zusammen, tranken, hatten es lustig, assen Raclette und machten einen Ausflug zur Insel Petit Tabac, wo Jack Sparrow mit einem riesigen Rumvorrat ausgesetzt worden war (im Film!). Zum Abschluss der Tobaco Cays gönnten wir uns Beachbarbecue und assen zwei riesige Lobster. Wir verabschiedeten uns definitiv von der Diamanta und machten uns anderntags auf den Weg nach Mayreau, wo uns im Beach Club ein Restaurant in Form eines balinesischen Zelts mit Fünfsternemenues empfing. Wir warfen vor dem Strand unseren Anker, lancierten unser Dinghi und liessen uns verwöhnen. Ein Ausflug über die Insel gab nicht allzuviel her, aber wir lagen praktisch allein in der Bucht und genossen die Ruhe. Am nächsten Tag warf Bubu mit seiner Chap den Anker neben uns, und wir feierten Wiedersehen bei einem hervorragenden Dinner. 
Da wir aus den Grenadinen wieder ausklarieren mussten, nutzten wir den aufgefrischten Wind, um die wenigen Seemeilen nach Clifton auf Union Island zu segeln. Die Strömung drückte uns gnadenlos nach Steuerbord und nach vier Seemeilen mussten wir derart stark korrigieren, dass es ohne Motor nicht mehr ging. Das Korrallenriff vor der Bay war tückisch und erforderte sorgfältige Navigation. In der Bucht empfing uns Elliot Louis (Mr Faithful), der uns in den Cays schon nach Petit Tabac hinüber geschippert hatte. Er gab uns eine der äusseren Bojen, sodass wir etwas Privatsphäre hatten. Bubu folgte uns am Nachmittag und legte sich an die Boje auf unserer Backbordseite. Clifton hat einen gewissen Charme und die Menschen begrüssen einen mit einer herzlichen Freundlichkeit, die man nicht überall antrifft. Wir konnten unsere Gemüsevorräte wieder auf Vordermann bringen, Elliot putzte unseren Rumpf und bürstete den Bewuchs ab und langsam machten wir uns an die Organisation der Arbeiten, die in rund vier Wochen in Trinidad vom Stapel laufen sollten. Wir wollen Avalon am 10. Mai aus dem Wasser nehmen und dann bis Ende Oktober 2024 im Trockendock lassen. Die Hurricane Saison ist in den nördlicheren Gebieten für Segelabenteuer zu gefährlich. Wir werden diese Zeit zu Hause in der Schweiz verbringen.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 31. März 2024
Die Ile Fourchue liegt wenige Seemeilen nördlich von St. Barth und ist wie die Anse Colombier ein Naturschutzgebiet, wo man nicht überall ankern darf und einige Bojen ausgelegt sind. Wenn man sich anmeldet, bekommt man ein Certificat, das man zwecks Einverständnis mit den Regeln unterschreiben muss. Wir haben uns das in Gustavia noch organisiert und waren demnach beruhigt, falls eine Kontrolle durch die Ranger erfolgen sollte. Da wir nicht spät unterwegs waren, konnten wir unter den Bojen noch wählen und legten uns in den hinteren Teil der Bucht, wo wir keine Yacht mehr im „Rücken“ hatten. Wir genossen die Ruhe, die Natur und das fantastische Schauspiel des Sonnenuntergangs. Nach zwei Nächten zogen wir weiter nach Philipsburg im holländischen Teil von Sint Maarten. Der Ausflug in die Stadt mit Dinghi war nicht spektakulär. Der Lido dem Meer entlang erinnerte uns an den Ballermann auf Mallorca und die Duty Free Shops hatten Preise jenseits von Gut und Böse. Selbst in der Schweiz bekommt man die Ware günstiger. Wir assen einen Salat und jamaikanisches Chicken und schlenderten zurück zum Dinghi. Die Marina Fort Louis in Marigot ist neu Basis von Moorings und Sunsail und kann demnach mit Mechanikern für alles aufwarten. Wir mussten unseren Bugstrahler reparieren lassen und brauchten einen Mech. Ein Telefonat mit der Marina und wir hatten sowohl früher einen Platz als vereinbart und eine Telefonnummer des Mechs von Moorings. Am frühen Nachmittag konnten wir einlaufen und mit Hilfe des Dockmasters «nez au quai» sauber anlegen. Eine Stunde später war Wayne – der Mechaniker von Moorings – bei uns Bord und fing an, den Schaltpanel auseinanderzuschrauben. Da wir für Alisha und Manuel die Vorkabine sowieso hätten räumen müssen, ging alles im gleichen Zug und Wayne hatte auch Zugang zum Bugstrahler und den Batterien. Als es eindunkelte und noch keine Lösung in Sicht war, verschoben wir die Fortsetzung auf den nächsten Tag. Kurz vor zehn anderntags kam Wayne mit seinem korsischen Elektriker zurück, der dann die Suche weiterführte. Jerome fand den Uebeltäter zwei Stunden später. Der Batteriehauptschalter hatte sich verabschiedet und musste ersetzt werden. Am Nachmittag rauschte der Bugstrahler wieder wie neu, und wir konnten alles putzen, rückbauen und die Vorkabine für unsere Gäste bereitstellen. 
Alisha und Manu hätten am Samstag anfangs März ankommen sollen, verpassten wegen eines technischen Defekts der Air France Maschine in Zürich den Anschlussflug nach St. Martin, verbrachten eine Nacht im Flughafenhotel in Paris und kamen erst am Sonntag bei uns an. Wir holten sie mit unserem Mietwagen ab und die Begrüssung wurde natürlich unvergesslich. Nach einem Ruhetag zur Anklimatisation setzten wir am Dienstag Segel und fuhren einige Meilen nach Norden in die Grand Case. Karneval war angesagt, und Caroline hatte ein zauberhaftes Restaurant reserviert, wo wir vor dem Umzug leckere Langustenspaghetti und dazu Chardonnay in rauhen Mengen zu uns nahmen. Der Umzug war klein, laut und karibisch bunt. Zuvorderst tanzten karibische Schönheiten zu den Trommeln der ihnen folgenden Band und die Zuschauer folgten der Prozession tanzend und im Takt wogend. Wir genossen das Spektakel und machten uns erst kurz vor Mitternacht auf den Rückweg zum Dinghi. Am Anker schläft man herrlich. So ging es natürlich auch unseren Gästen. Erst als der Kaffeegeruch immer intensiver wurde, kamen sie aus den Kojen. Nach einem reichhaltigen Frühstück zogen wir nach Anguilla und setzten nach ein paar Stunden Segeln in Road Bay den Anker. Nach der Einklariererei spazierten wir dem Strand entlang und fanden Elvis in seiner Strandbar. Mit der typischen langen Goldkette um den Hals, einer Spiegelbrille auf der Nase und einem Polystertrainingsanzug am Leib lachte er uns breit an. Er mache die besten Pain Killer in der Karibik, gab er von sich. Und in der Tat, die Legende war geboren. Elvis’ Pain Killer gehen in die Geschichte ein und gehören zu den besten, die wir bisher getrunken hatten. Am Abend stellte er uns eine Reggaeband in Aussicht, so reservierten wir einen Tisch in seinem Restaurant und verbrachten den Tag mit Schnorcheln und Baden. Der Abend wurde erwartungsgemäss lustig und laut. Die Band setzte sich aus lokalen «Heroes» zusammen und coverte sämtliche bekannten Bob Marley Songs, was die anwesenden Gäste natürlich zum Mitsingen inspirierte. Als sie schliesslich «Sweet Caroline» von Neil Diamond anstimmten, waren auch wir nicht mehr zu halten und versuchten uns am Mikrofon. Mir versagte nach kurzer Zeit die Stimme und das Gebrabbel war nicht mehr zu verstehen. Alle gröhlten und hatten eine gute Zeit. Trotz des Alkoholschleiers fanden wir Avalon im Dunkeln und warfen uns zu Bett. Am Tag zwei vor Ort fuhren wir hinaus zur Sandy Island, wo wir uns zum Landfall einen Pain Killer gönnten. Ein klassischer Anblick. Ein Sandhaufen mitten im türkisblauen Wasser mit ein paar Palmen und einer Bar. Immer wieder spektakulär. 
Da wir beim Ausklarieren am nächsten Tag ein Cruising Permit für Anguilla lösen mussten, konnten wir in der Crocus Bay, wenige Meilen weiter nördlich, zwei Tage «Badeferien» machen. Wir kauften ein, sonnten und badeten und die lokale Bar servierte ausvorzügliche Leckereien. Dass es in der Bay Haie hatte, machte die Schwimmerei speziell reizvoll – smile! 
Nordöstlich von Anguilla gibt es auf Scrubb Island einen himmlischen Strand, wo wir eine Mittagspause und Badehalt einschalteten. Am Nachmittag segelten wir in die Anse Marcel auf St. Martin und verschlauften uns durch die enge Einfahrt in die gleichnamige Marina. Es wurde immer wärmer und als wir dort in der windstillen Bucht am Steg lagen, japsten die Hitzeempfindlicheren unter uns förmlich unter Deck. Bei Einbruch der Dunkelheit verzogen wir uns ins italienische Restaurant der Marina. 
Am nächsten Tag lag Tintamarre – eine kleine Insel nordöstlich von St. Martin, auch ein Naturschutzgebiet – auf dem Programm. Der goldgelbe Strand lud förmlich zu einem Besuch ein. Alisha und Manu nahmen das Stand Up Brett und Caroline schwamm nebenan. Wir blieben über Nacht und bestaunten den klaren Sternenhimmel. Weitere zwei Nächte auf der Ile Fourchue mit einer Wanderung auf den höchsten Punkt wie eine Nacht in der Simpson Bay neben der Flugpiste des internationalen Flugplatzes in St. Martin rundeten die zwei Besuchswochen ab. Mit einem Captain’s Dinner auf der Terrazza in Marigot gingen die zwei Wochen mit unseren Lieben viel zu schnell vorbei. Wir mieteten wieder unseren treuen KIA bei Mercedes (so heisst die Frau wirklich) und fuhren Alisha und Manu am Freitag zum Flugplatz. Schweren Herzens fuhren wir alleine zur Marina Fort Louis zurück und gönnten uns ein ruhiges Essen mit einem guten Glas Wein auf dem Schiff. Am 18. März drehten wir den Kurs Richtung Süd und legten bei leicht südwestlichen Winden ab. Eher ungewöhnlich in diesen Breiten, aber die Klimaerwärmung fordert auch hier ihren Tribut. Wir dachten, wir könnten diesen Wind segeln und die paar holländischen Inseln besuchen. Nach wenigen Meilen mussten wir aufgeben und eine Nacht in Philipsburg einschalten. Die Dünung liess uns nur schwer schlafen und bereits frühmorgens entschieden wir, anstelle von St. Kitts und ff. über die Ile Fourchue und dann in einem Parforceschlag drei Nächte durch- und direkt nach Martinique zu fahren. Die Windvorhersagen stimmten wieder einmal nicht, und wir mussten uns mehr oder weniger mit Fock, Leichtwindgenua und/oder Motor bis nach Etang de Z’Abricots durchschlagen. Am 23. März fuhren wir frühmorgens in Fort de France ein, warfen vor der Marina Anker, nahmen eine Dusche, reinigten das Schiff und konnten eine Stunde später in die Marina einfahren. Die Jobbers – Jutta und Thomas - hatten uns bereits erwartet und halfen uns beim Anlegen mit den Leinen. Welch eine Wiedersehensfreude. Es gab viel zu erzählen. Bei einem Ankertrunk und einem Nachtessen tauschten wir Erfahrungen und Erlebnisse aus. Bis am 28. bunkerten wir das Schiff mit Nahrungsmitteln und Wasser voll, gingen an meinem Geburtstag bei Lili in der Lagoon auf der Ostseite der Insel wunderbar essen und legten am 29. März ab für den Schlag nach Rodney Bay auf St. Lucia. Jetzt liegen wir in Rodney Bay, haben die mühsame Einklariererei bereits hinter uns und freuen uns auf eine weitere Perle der Karibik.
von Blog: Mandi / Fotos:Caroline 21. Februar 2024
Wir verliessen Bas de Fort am 30. Januar. Die letzten Tage waren recht regnerisch gewesen, und wir vermuteten, dass wir in den «Les Saintes» im Süden von Guadeloupe aufgrund der Topographie weniger Regen haben würden. In der Bucht bei der Ilet à Cabrit legten wir uns nach einem unspektakulären Schlag an eine der raren Bojen. Mit dem Dinghi fuhren wir in das hübsche Städtchen, mieteten Elektrofahrräder und fuhren hoch zum Fort Napoleon. Eine wunderbare Aussicht bot sich uns. Und obwohl der Namensgeber Napoleon das Fort nie besucht hatte, gab es im Obergeschoss eine sehenswerte Ausstellung der kolonialen Vergangenheit des recht gut erhaltenen Gebäudekomplexes. Die kleine Insel «Cabrit», in deren Bucht wir lagen, erwanderten wir zu Fuss an einem weiteren sonnigen Tag. Wir hatten mit unserer Wettererwartung Recht bekommen. Während Guadeloupe in Regenschauer getaucht war, hatten wir in den «Saintes» das schönste Karibikwetter. Wir lernten ein nettes Schweizer Pärchen kennen, das bereits seit vier Jahren mit ihrem Katamaran unterwegs waren und tauschten Erfahrungen aus. Nach vier Tagen zogen wir weiter nach Deshaies im Nordwesten von Guadeloupe, wo wir vor dem längeren Schlag nach Antigua noch einmal übernachteten. Wie erwartet, regnete es heftig den ganzen Abend. Am anderen Morgen fuhren wir aus der Abdeckung von Guadeloupe und setzten Segel. Wir konnten fast bis Falmouth Harbour auf Antigua segeln. Die Einfahrt in die geschützte Bucht ist notorisch etwas ruppig, aber unter Motor hatten wir keine Mühe, die Untiefen zu umfahren. Wir nahmen eine freie Boje und entschieden, erst am nächsten Morgen einzuklarieren. Customs und Immigration befinden sich im Nelson’s Dockyard im English Harbour, dem ehemaligen Stützpunkt des berühmten Admirals Nelson. Ein Ort, den man auf Antigua auf keinen Fall verpassen sollte. Kommt man in den Dockyard hinein, wähnt man sich in London’s Katherine Docks im 18. Jahrhundert. Die Gebäude sind liebevoll gepflegt oder restauriert, Nelson’s Wohnhaus ist zu einem kleinen charmanten Museum umfunktioniert worden und alles verströmt den leicht modrigen Duft der kolonialen Vergangenheit. Einfach herrlich! Nach dem Einklarieren besorgten wir uns eine lokale SIM mit 90 GB Daten für unseren Router, bezahlten die Boje und machten uns auf den kurzen Weg nach Jolly Harbour auf der Westseite der Insel. Wir bekamen 25 kn Wind und die enge Marina machte unter diesen Umständen ein gefahrloses Einparken in die zugewiesene Lücke unmöglich. Wir legten uns auf Reede vor Anker und verbrachten einen gemütlichen Abend mit gutem Essen und der letzten Flasche Rotwein. Am nächsten Morgen konnten wir dann einlaufen und ruhig anlegen. Wir trafen wieder alte Freunde in der Marina und kamen so zum letzten Gossip in der Szene. Wir brauchten einen neuen Router, um die neue SIM brauchen zu können. So charterten wir ein Taxi und Troy, unser Fahrer, fuhr uns bei strömendem Regen nach St. John, der Hauptstadt von Antigua. Nun, wie stellt man sich eine karibische Hauptstadt vor? Nach unseren Massstäben kommt die Geschichte ziemlich schäbig daher. Strassen voller Schlaglöcher, Teile der Kanalisation offen, viele Häuser scheinen kurz vor dem Zerfall zu stehen. Der Verkehr unbeschreiblich langsam und chaotisch. Nebst nigelnagelneuen Autos fahren buchstäbliche Ruinen rum, die, sofern sie nicht mehr laufen oder in einen Unfall verwickelt sind, einfach am Strassenrand stehengelassen werden und still vor sich hin verrotten. Den Menschen scheint dies alles nichts zu machen. Die lachen, zeigen Lebensfreude, sind freundlich und zugänglich. Alle scheinen einander zu helfen und selbst als Tourist, bekommt man immer irgendwo und irgendwie Hilfe. So fanden wir Dani in seinem Elektronikshop. Ein Syrer und Computercrack, den es in die Karibik verschlagen hat. Dani versprach uns, innert einer Stunde einen Toprouter zu vernünftigem Preis zu haben. Wir schlugen ein und gingen am Pier der Kreuzfahrtschiffe essen. Eine Stunder später waren wir mit einem Alcatel Router der neuesten Generation ausgerüstet und wieder voll kommunikationsfähig. Caroline nutzte die Situation sofort und organisierte uns trotz immenser Nachfrage einen KIA, und so konnten wir am nächsten Tag mit der Erkundung der Insel beginnen. Die lokale Rumdistillerie kann man vergessen und das Fort ausserhalb von St. John bietet ausser den sehr gut erhaltenen Kanonen rein gar nichts. Eine Augenentzündung von Caroline’s linkem Auge zwang uns, einen lokalen Augenarzt aufzusuchen. Das Erlebnis, nebst der chaotischen Anfahrt, wird in unsere Geschichte eingehen. Der sehr nette und kompetente Arzt empfing Caro in einer antiquierten Praxis, die mehr an eine Wohnstube des 19. Jahrhunderts, denn an eine Augenarztpraxis erinnerte. Er diagnostizierte eine bakterielle Infektion und gab ihr gleich die notwendigen Medikamente mit. Beruhigt zogen wir von dannen und holten auf dem Rückweg noch die fertige Wäsche aus der Laundry ab. Der Sonntag wurde zum Höhepunkt unseres Antiguaaufenthalts. Troy fuhr uns zusammen mit unseren Freunden auf die Shirley Heights zum wöchentlichen Barbecue mit Musik von Steel- und Reggaeband. Unvergesslich die Stimmung und der Sonnenuntergang. Die Steelband gehört zum Besten, was wir in Sachen Musik in den letzten Monaten gehört hatten. Sobald es dunkel wurde, kam die Reggaeband zum Einsatz. Der Bass ging durch Mark und Bein, und Caro und ich konnten uns nicht mehr halten. Wir mussten tanzen. Es war richtig schön, nach Monaten endlich wieder einmal das Tanzbein zu schwingen. Gegen elf waren wir wieder in Jolly Harbour. Am 14. Februar klarierten wir aus und fuhren acht Seemeilen nach Norden in die Dickinson Bay. Völlig alleine lagen wir eine Nacht vor Anker und genossen die Ruhe nach den letzten turbulenten Tagen. Dickinson liegt ideal aus Ausgangspunkt für den Schlag nach Barbuda. Caroline hatte in der Cocoa Bay Enoch ausfindig gemacht. Enoch bietet den vermutlich preisgünstigsten und zartesten Lobster im Umkreis von hundert Seemeilen an. Er serviert die Tiere direkt vom Grill mit einem jacked potatoe und einer kreolischen Knoblauchsauce. Wir legten uns in der Bay vor Anker und reservierten anderntags zwei Portionen. Unterwegs hatten wir Funkkontakt mit Irelami gehabt, einem Schweizer Schiff, das uns überholt hatte. Enoch kann man mit dem Dinghy nicht anlanden. Der Schwell würde das Gummiboot überwerfen. Man muss etwa dreissig Meter vor dem Strand das Dinghy an einer Boje festmachen und die kurze Distanz an Land schwimmen. Wir schafften es und Enoch begrüsste und mit einem breiten Lachen. An einem der Tische befand sich die Besatzung der Irelami und die nächsten drei Stunden unterhielten wir uns bestens mit dem jungen Paar mit ihrem Hund und assen den besten Lobster seit langem. Zusammen mit dem goldenen, einsamen, kilometerlangen Strand hatten wir endlich die Karibik gefunden. Nach allen Massstäben gehört dieser Strand zu den schönsten der Karibik. Nach zwei Tagen und einer Uebernachtung bei der Codrington Lagoon im Westen von Barbuda setzten wir über nach Gustavia auf St. Barthelemy. Wir wurden hin und her geschleudert, hatten den Wind teils von achtern, dann wieder räumlich und konnten schlicht und einfach nicht vernünftig segeln. Der Baum schlug von links nach rechts, eine Bullentalje hätte rein nichts gebracht und der Wechsel von Leichtwindgenua zu Fock und zurück ging uns dermassen auf die Nerven, dass wir schliesslich alles runternahmen und nur noch unter Motor fuhren. Wir erreichten Gustavia am Abend und warfen ausserhalb der kommerziellen Fahrrinne den Anker. Leider befanden wir uns sowohl in Windrichtung des Kraftwerks wie auch der Anflugschneise des Flugplatzes. Romantik konnte nicht aufkommen. Wir klarierten am nächsten Morgen ein und gleich wieder aus. Bei einem entzückenden Mittagessen inmitten der «Schicki Micki Meile» gegenüber der Superyachtdocks besprachen wir die nächsten Schritte. Einige Tage in der Anse Colombier und der Ile Fourchue machten Sinn bis zur Ankunft von Alisha und Manu in St. Martin. Jetzt liegen wir in Colombier, füllen unsere Tanks mit dem Watermaker und freuen uns auf die Ankunft der Beiden anfangs März.
von Blog: Mandi / Fotos: Caroline 29. Januar 2024
Aufgrund der Weihnachts- und Neujahrsferien war die Organisation des Motorenservice und der Segelreparaturen schwieriger als gedacht. Nach unzähligen Telefonaten und Mails gelang es uns schliesslich, all die Arbeiten auf anfangs Januar zu legen. Um es vorwegzunehmen, der Motor wurde von IDS perfekt geserviced und der leicht verkokte Auslass gereinigt. Er läuft seither wieder einwandfrei und hat seine Schwäche überwunden. Der Genaker hat neue Nähte und eingesetzte Stücke erhalten und die Sturmfock haben wir umrüsten lassen, sodass sie auf unsere kleinere Rollvorrichtung passt. Alles hat bestens geklappt. Die zerrissene Genua haben wir einer Frau vermacht, die daraus Taschen näht. Die Leichtwindgenua ist aufgezogen und zieht wunderbar. Wir sind gerüstet für die weiteren Abenteuer. Mit einem alten Peugeot 104 begannen wir in den Tagen bis Weihnachten die ersten Ausflüge auf Martinique zu machen. Unter anderem besuchten wir die Habitation Clément, unsere erste Rumdistillerie in der Karibik. Nur 5 % der weltweiten Rumproduktion wird französisch, sprich aus dem fermentierten Saft des Zuckerrohrs, destilliert und dann in Fässern gereift. Der weitaus grössere Teil wird aus Melasse gewonnen und dann meist auf 37 - 41 % Alkohol «runtergefahren». Die Franzosen hingegen produzieren ihren «Rhum Agricole» meist auf 42 – 57 % Alkoholgehalt, was für unsere Gaumen recht gewöhnungsbedürftig ist. Hat man sich einmal daran gewöhnt, ist dieser Rum sowohl pur, verdünnt oder als Punsch ein Hochgenuss. Wir lernten viel über das meistgetrunkene Getränk in der Karibik und genossen die Schönheit der Gebäude, die Lager, die Gerüche und last but not least die Geschichte hinter diesen « Fabriken». Clément liegt eingebettet zwischen Zuckerrohrfeldern und einem tropischen Garten an der Ostseite von Martinique und bietet durch den Ausblick auf den Atlantik und den sanften Passatwind eine zauberhafte Atmosphäre und ein herrliches Klima. Nach dem ersten Golfkrieg haben sich die Präsidenten Mitterand und Bush senior hier zum ersten Gipfel getroffen, um die Zukunft im Nahen Osten zu diskutieren. Am 27. Dezember sind unsere Freunde aus der Schweiz eingeflogen und haben ihr Apartment wenige hundert Meter von der Marina entfernt bezogen. Das Wiedersehen war natürlich sehr emotional und wurde gebührend begossen. Wir wurden richtiggehend verwöhnt mit Gewürzen, Würsten, Salamis, Süssigkeiten, Le Parfait Tuben und sogar zwei Portionen Käsefondue. Obwohl die Vier hundemüde waren, gingen wir noch ins «Le Spice» zusammen essen. In den folgenden zwei Wochen durchforschten wir ganz Martinique, besuchten noch weitere Distillerien, gingen Nachtessen mit unseren Freunden oder sie bekochten uns. Der Silvester stach mit einem hervorragenden Rindsfilet hervor, das wir auf dem Cobb Grill in ihrem Apartment brutzelten. Das Feuerwerk um Mitternacht konnten wir auf der Dachterrasse verfolgen und mussten zugeben, auch die Franzosen wissen, wie man ein tolles Feuerwerk gestaltet. Als unser Motor geserviced war, machten wir mit jedem Paar einen Halbtagesausflug auf der Avalon unter Segeln, gefolgt von einem Badestopp mit Ankern und Apéro. Wir genossen die Zeit mit ihnen in vollen Zügen und hatten einen Riesenplausch, dass das mit diesem Besuch geklappt hat. Anfangs zweiter Woche nahmen wir Abschied und kurz darauf landete das nächste befreundete Paar, das sich aber rund eine Stunde Fahrtweg weiter im Süden bei St. Anne einquartiert hatte. Wir besuchten sie am Tag Zwei nach ihrer Ankunft in ihrem zauberhaft gelegenen Haus und auch dieses Wiedersehen war nicht minder emotional und herzlich. Sie verwöhnten uns ebenfalls mit Gaumenfreuden aus der Schweiz, die wir in den folgenden Tagen Stück für Stück mit Genuss vertilgten. Mit einem Apéro auf dem Schiff und anschliessendem Nachtessen in Fort de France mussten wir von ihnen schweren Herzens fast zu früh Abschied nehmen. Unser Marinavertrag lief ab und unsere Zeit in Martinique ging damit auch zu Ende. Wir klarierten aus und verliessen am 12. Januar 2024 Etang z’Abricots in Richtung Roseau auf Dominica. Kaum aus der Abdeckung von Martinique raus, bekamen wir herrliche 23 Knoten Wind und konnten fast bis nach Roseau segeln. Wir nahmen uns eine Boje mithilfe von Desmond von Sea Cat Moorings und genossen danach unseren obligaten Ankertrunk. Die Bucht sah nicht gerade einladend aus, aber die Vegetation präsentierte sich schon von See aus überwältigend. Mit Desmonds Hilfe klarierten wir anderntags ein und nahmen Roseau erstmal unter die Lupe. Klein, bunt, etwas zerfallen, gute Bars, gute Musik, ein hübsches Museum ein geschichtsträchtiges Fort und nette, hilfsbereite Menschen. An jeder zweiten Ecke riecht es nach «Gras», entsprechend aufgestellt ist die Stimmung. Am zweiten Tag machten wir die erste Tour mit unserem Führer Gordon. Wir fuhren in den Dschungel und hatten das Gefühl, in einem botanischen Garten zu sein. Ueppige Vegetation, Blumen, Früchte, Gemüse, absoluter Wahnsinn. Wir besuchten den Süsswassersee, schwammen in eine Schlucht zu einem Wasserfall, kletterten einen zweiten Wasserfall mit einer separaten heissen Quelle hoch und badeten unterhalb des Falls in glasklarem Wasser und assen bei Laura in märchenhafter Umgebung kreolisches Chicken und tranken Punsch dazu. Todmüde kamen wir am Abend zurück aufs Schiff. Am Tag drei fuhren wir mit Gordon zum Indian River in Portsmouth und liessen uns von einem Ruderboot den Fluss hinauf durch atemberaubenden Dschungel zu Calypsos Hütte – Kenner erinnern sich an Pirates of the Carribean Teil 2 – und schliesslich zur Bar mit dem weltbekannten «Dynamite Punch» fahren. Die Botanik des Flusses bietet seltenen Spezies ein einmaliges Habitat. Wir hätten noch stundenlang weiterfahren können, vor allem nach dem Punsch fühlten wir uns ziemlich angeheitert und unterhielten uns angeregt mit dem anderen Paar auf dem Schiff. Zum Abschluss der Tour fuhren wir mit Gordon auf die Ostseite der Insel und besuchten noch einen üppigen Nationalpark. Desmond fuhr uns schliesslich zurück zum Schiff und siehe da, gleich an der Boje neben uns hatte in der Zwischenzeit Jobber, unsere Freunde aus Mindelo und Etang z’Abricots festgemacht. Wir beschlossen den Tag mit einem Apéro bei Ihnen auf dem Schiff und dem Wissensaustausch. Obwohl wir bereit für die nächste Insel waren, fuhren wir am nächsten Tag nach Portsmouth und legten uns dort noch an eine Boje. Hier konnte man baden, das Wasser machte einen einladenderen Eindruck als in Roseau, aber bereits um vier Uhr begann es dermassen zu schütten, dass wir uns ins Schiff zurückziehen mussten. Tags darauf segelten wir mit einem recht starken Wind im dritten Reff nach Terre des Hauts und legten uns dort an die buchstäblich letzte freie Boje. Das Wetter war herrlich und wir konnten ausgiebig baden und die Seele baumeln lassen. Terre des Hauts liegt vor Guadeloupe, und da der Wind wegen der Schmetterlingsform von Guadeloupe zunehmend stärker nach Norden drehte, konnten wir so eine schwierige Passage gegenan zweiteilen. Der nächste Tag entwickelte sich dann wie erwartet sehr schwierig. Das Gross konnten wir gleich in den Lazybags lassen, für die Leichtwindgenua war der Wind zu stark und auch unter Fock und Motor gab es eine rechte Hackerei bis wir Point de Pitre erreichten. Gottseidank hatten wir die Marina vorgängig reserviert und konnten ohne Anstalten hineinfahren und anlegen. Der Wind hatte unangenehm zugelegt und schlug jetzt mit fast dreissig Knoten in die grosse Bucht. Wir klarierten ein und suchten uns eine nette Beiz für das Nachtessen. Die Marina Bas de Fort ist bestens bestückt. Mit allem, was das Seglerherz begehrt. Da das Wochenende vor uns lag, versuchten wir anderntags ein Auto zu mieten, aufgrund der grossen Nachfrage stand uns dieses aber erst ab Dienstag der Folgewoche zur Verfügung. So radelten wir in die Stadt und verbrachten die ersten Tage an Land mit etwas Bewegung. Sobald wir das Auto hatten, zogen wir über die Insel. Zuerst der Westflügel mit der Küste und einem Besuch der Distillerie Langueteau, wo wir endlich das heissersehnte Rumfass fanden, das wir im Schiff haben wollten. Dann der Ostflügel mit dem wilden Pointe des Châteaux, dem zauberhaften goldenen Strand an der Anse Bertrand und den ausgezeichneten Restaurants an der Küste. Guadeloupe erinnerte uns etwas an Martinique. Der Verkehr ist nicht so dicht, die Leute etwas relaxter, aber summa sumarum gleichen sich die Inseln sehr stark. Im Gegensatz zu Dominica, wo man das Gefühl hatte, wirklich in der Karibik zu sein, wo man auch Reggea Musik gehört hatte, könnte man sich in Martinique oder Guadeloupe an der französischen Riviera wähnen. Wir haben dieses richtige Karibikfeeling bis jetzt noch nicht gefunden.
von Blog:Mandi / Fotos:Caroline 23. Dezember 2023
Anna von der Diamanta hatte Geburtstag und lud zum Dinner in ein Restaurant mit Bühne und Live Musik ein. Mindelo bietet in Sachen Musik so einiges. Die Bands spielen, teils hochprofessionell, Rock und Jazz oder dann natürlich auch die einheimischen Songs mit grosser Leidenschaft und tollen Stimmen. Gegen Mitternacht hört man überall Musik und die Einheimischen können eine zeitlang vergessen, dass sie tagsüber ziemlich hartes Brot zu beissen haben. Wir haben uns mit unseren Stegnachbarn, Thomas und Jutta von der Jobber, angefreundet und verbringen auch mit ihnen einen der letzten Abende mit gutem Essen und interessanten Gesprächen. Reisende tragen eine schwere Bürde. Immer wieder lernt man tolle, liebenswerte Menschen kennen, freundet sich an und verbringt eine schöne Zeit zusammen, muss sich dann aber wieder verabschieden und weiss nicht, ob man sich je wiedersieht. Wenn man darüber nachdenkt, sticht es einen schon ins Herz. Vielleicht ist es aber auch das Alter, das einen etwas feinfühliger werden lässt. Am 2. Dezember ist es dann soweit. Wir haben Früchte, Gemüse, wenig Fleisch und massenweise chinesische Fertignudelsuppen gebunkert und sind bereit, die Leinen zu lösen. Die Crews von Diamanta und Jobber wie auch Matts von der Midnight Sun verabschieden und winken uns herzlich als wir uns langsam vom Steg wegbewegen. Wir sind bewegt und während der ersten Stunden in Gedanken versunken. Jetzt war es soweit. Die erste wirklich grosse Passage lag vor uns. Wir rechneten mit 18 bis 20 Tagen, je nach Wind und erreichbarer Geschwindigkeit. Erneut fielen wir in unseren Wach- und Schlafrhythmus. Wir waren für beständigen Passat etwas früh unterwegs, waren dafür aber froh noch recht nördliche Winde zu haben, was für unsere Genua super war. Wenn man zu Zweit unterwegs ist, stellt die Sicherheit in der Nacht hohe Anforderungen. Alleine zwei Segel zu managen, übersteigt meist die Kraft von nur einer Person. So waren wir froh, mit der Genua gut Fahrt machen zu können, ohne das Gross hissen zu müssen. Am zweiten Tag wurden wir von Delphinen begleitet, die sich wie immer einen Spass daraus zu machen schienen, mit uns um die Wette zu fahren. Immer wieder kreuzten sie unter Avalon durch, rasten zum Bug oder vollführten Kapriolen, wenn sie längsseits schwommen. Die sich kreuzenden Wellen quälten uns und forderten volle Konzentration, wenn wir uns über oder unter Deck bewegten. Mit der Zeit geht einem dieses erratische Geschaukel gehörig auf den Sack. Wir fragten uns ernsthaft, wem zum Teufel sowas gefällt. Es kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn man sich permanent wie ein Spastiker fühlt und sich wie ein Klammeraffe bewegen muss. Das Kochen unter Deck wird so zur echten Herausforderung. Da Caroline unter Deck Mühe mit ihrem Magen bekam, wurde sie zum Hilfskoch Nr. 1 befördert und zeichnete fortan für die Rüsterei verantwortlich, während ich in der heissen Pantry die Ware zu was Essbarem verarbeitete. In den Handbüchern heisst es immer so schön, man solle bei bewegter See beim Kochen das Oelzeug zum Schutz vor heissem Wasser oder Oel tragen. Auf dem 14. Breitengrad wäre ich nach dreissig Sekunden in Ohnmacht gefallen und Caroline hätte mich mit kalten Wickeln wiederbeleben müssen. Also zog ich mir eine Schürze über meinen nackten Oberkörper und liess die Expertenmeinungen sein, wo sie waren. So kam es, dass wir die wundersamsten Kreationen auf den schwankenden Tisch brachten, und eigentlich hätte nur noch ein guter Tropfen Wein zum vollendeten Festmahl gefehlt. Die Antirutschmatten sorgten dafür, dass dies alles schadlos und ohne Bruch vonstatten gehen konnte. Die Tage flogen dahin. Anfangs der zweiten Woche fuhren wir in ein Gewittergebiet und in der Nacht zerstörte ein Squall unsere schwere Genua. Das Resultat sah aus, als hätte ein T-Rex mal kurz einen Wutanfall gehabt und das solide Tuch in Fetzen gerissen. Wir hatten die Botschaft verstanden und rollten inskünftig bei schon nur leichten Winddrehern die Fock halb ein. Wir wollten die nicht auch noch verlieren. Tagsüber half uns der Gennaker zu mehr Speed. Caroline hatte einen scharfen Spürsinn für die Steuerung unter Gennaker entwickelt und sass manchmal hinten im Cockpit mit der Steuerung des Autopiloten in der Hand und steuerte Avalon wie mit einem Joystick. Die Pacific Plus konnten wir bei diesem heftigen, völlig unberechenbarem Wellengang leider unter Gennaker nicht einsetzen. Die Schlaferei war ein Thema für sich. Wir hatten uns im Salon eingerichtet, dass die Freiwache auf dem Sofa in Komfort schlafen konnte. Die Schaukelei zwang uns alsbald, die Bettstatt auf den Boden vor dem Navitisch zu verlagern. Wir legten Caroline’s Yogamatte aus und verstärkten die «Federwirkung» mit einer Therm-a-Rest Matte, die wir aus den Tiefen des Schiffs hervorzauberten. Versehen mit einem Leintuchschlafsack aus den Achzigern sah das schon recht passabel aus. Ein Pfadfinderlager auf hoher See. Solange die Schüttelei anhielt, schliefen wir also am Schiffsboden. Na ja, von Schlafen konnte kaum die Rede sein. Irgendetwas schlug immer gegen eine Wand. Seien es Tassen, Schüsseln oder irgend ein anderer Gegenstand. Und bei richtig heftiger See knallte es dermassen, dass man selbst aus komatösem Schlaf aufschreckte und meinte, das Schiff breche auseinander. Aber Avalon hielt und setzte stoisch ihren Kurs fort. Der permanente Schlafmangel führte natürlich zu der grotesken Situation, dass wir uns ab allem köstlich amüsieren konnten und ständig mit einem Grinsen auf dem Gesicht herumliefen. Dieses Symptom kennt man auch aus der Folterforschung. Man abstrahiert seine Situation dermassen, dass sich das Gehirn über den Humor selbst zu schützen versucht. Vermutlich würde man sonst durchdrehen. Am 12. Dezember feierte Caroline ihren 60-ten Geburtstag mitten auf dem Atlantik. Wir haderten, dass wir mit Tee anstossen mussten. Aber trotz des fehlenden Champagners, wird dieser Tag wahrhaftig in Erinnerung bleiben. Wer feiert schon einen runden Geburtstag auf dem Atlantik. Der Wohlfühl-Zustand hielt an, und am Tag 17 rief Caroline plötzlich, Land in Sicht. Ich stürzte ins Cockpit und wahrhaftig, ca. 30 sm vor uns war eine Erhebung aus dem Wasser deutlich erkennbar. Zu Vangelis’ «Quest for Paradise» in voller Lautstärke lagen wir uns mit Tränen in den Augen in den Armen. Wir hatten es geschafft. 18 Tage hatte die Ueberfahrt gedauert. Man kann diesen Augenblick kaum in Worte fassen, so unglaublich schön kommt er rüber. Uns wurde bewusst, wie sich wohl die spanischen und portugiesischen Entdecker jeweils gefühlt haben mussten, als sie diese Momente erlebt hatten. Wir hatten die «Neue Welt» auf eigenem Kiel erreicht und stiessen mit einer Tasse Tee auf den Moment an. Die 30 Meilen und die Umrundung des südlichen Kaps von Martinique rissen wir in der folgenden Nacht völlig entspannt ab. Es war die erste Nacht, in der wir Beide herrlich tief geschlafen hatten, da wir im Lee von Martinique natürlich keine Wellen mehr hatten. Die Ankunft in Etang z’Abricots Fort de France war nur noch Formsache. Wir schwebten auf Wolke sieben und wollten so schnell wie möglich den wohlverdienten Ankertrunk nehmen. Um 1330 h am 20. Dezember 2023 legten wir an und beglückwünschten uns zum grossen Meilenstein. Der eiskalte Weisswein aus El Hierro schmeckte hervorragend und die Doritos hatten den gewissen türkischen Touch. 2100 Seemeilen auf dem Atlantik lagen hinter uns. Die ersten Schritte an Land waren noch unsicher, und wir verstanden jetzt, was dieser berühmte Seemannsgang an sich hatte. Dies hielt übrigens geschlagene 24 Stunden an, bevor wir uns wieder wie Menschen an Land bewegen konnten. Wir gönnten uns ein wunderbares Nachtessen im «Le Spice» und legten uns selbst für hiesige Verhältnisse früh ins Bett. Die nächsten Tage waren voller Arbeit. Leichtwindgenua anschlagen, Motorservice organisieren, Segelmacher mit dem Nähen des Gennakers beauftragen, Einkaufen usw. usw.